Begrüßung durch Inge Schnittker,
Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.

Immer warten Menschen auf mich,
die etwas von mir wollen und sagen mir: Wir brauchen dich.
Ich aber spiel zwei Rollen:
ich unterwerfe mich der Pflicht, willfahre dem Verlangen
und rette mich in das Gedicht.
Und suche einzufangen, was mir geschieht:
ich pack die beiden Enden und such in einem leichten Lied
das Schwere umzuwenden.
Ich bin der Gaukler, der Artist, der nur Applaus erhält:
wenn er über der SCHWERKRAFT ist und nicht zu Boden fällt.
Eva Strittmatter

Was mögen Sie anwenden, wann immer Menschen auf Sie warten, als Frauenhilfefrau, als Bezirksfrau?

Seien Sie alle herzlich gegrüßt, zu unserem Oasentag!
Ein Oasentag - was mag sich dahinter verbergen?
So, oder so ähnlich, mögen Sie im Vorfeld bei Ihrer Anmeldung gedacht haben.
Doch, „Soest“ hat sich etwas dabei gedacht, zu einem Oasentag einzuladen!
Denn Oase bedeutet: fruchtbare Stelle, eine Quelle in der Wüste, ein von der Welt abgeschlossener Ort, ein Ort des Friedens und der Stille.

Und vielleicht sagen Sie am Ende dieses Tages: Ja, es war für mich ein Oasentag, ein paar Stunden des Ausruhens an der Quelle, ich durfte den Frieden und die Stille einer Oase spüren und die Gemeinschaft mit anderen Gleichgesinnten erleben!
Ich darf gestärkt nach Hause fahren.

Wir möchten Sie gerne verwöhnen!
Denn Sie tragen durch Ihre Arbeit dazu bei, dass Frauenhilfe in Ihren Gemeinden, dort wo Sie zuhause sind, ein Gesicht hat, dass Frauenhilfefrauen hören, was in der großen westfälischen Gemeinschaft der Frauenhilfe spirituell und inhaltlich trägt.

Sie sind unsere Ansprechpartnerinnen im Landesverband. Darum möchten wir Ihnen danken!

„Wenn ich mal alt bin, gehe ich in die Frauenhilfe!“
Haben wir diesen Satz nicht vielleicht schon selbst einmal gesagt?
Durften aber erfahren, sonst wären wir nicht hier: bei allem gesellschaftlichen Wandel bleibt bis heute konstant, dass Frauenhilfe eine Beheimatung von Frauen in den Gemeinden ist, die sich (fast immer) im letzten Drittel ihres Lebens („Wenn ich mal alt bin…,“) so hörten wir eben, befinden: nach der Familienphase, nach der Erwerbszeit.

Frauenhilfe wird als ein Zufluchts-, Sammel- und Gestaltungsort für Frauen in der Gemeinde verstanden, die 60 Jahre und älter sind.
Der Zeitpunkt eines Eintritts in die Frauenhilfegruppe hat sich also entsprechend - nur zeitlich - verschoben.
Fazit: Frauenhilfe war und bleibt, mehr als viele denken!
Zu unserem 100jährigen Jubiläum 2006 hörten wir in einem Grußwort Brunhilde Raisers, der damaligen Vorsitzenden der Evangelischen Frauen in Deutschland, folgende Worte: „Bewahren - Begeistern - Bewegen, das Motto, das die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen zu ihrem 100. Bestehen gewählt hat, fasziniert mich. Da ist zum einen das Prinzip des Dreierschritts - durchaus typisch für die Arbeit von Frauen. In der Abfolge von Sehen - Urteilen - Handeln oder Wahrnehmen - Analysieren und Konsequenzen ziehen, werden Themen angegangen, werden Probleme ihrer Lösung zugeführt oder wird zumindest versucht, Antworten zu finden.
Das ist eine zentrale Aufgabe der Frauenhilfe - mit offenen Augen wahrnehmen, was anliegt, dieses in Gesamtzusammenhänge stellen, einordnen, beurteilen und diesem dann begegnen - gedanklich und mit konkretem Handeln. Das hat die Frauenhilfe in Westfalen überzeugend sein lassen in der langen Zeit ihres Bestehens. Damit hat die Frauenhilfe entscheidend zur Glaubwürdigkeit und Akzeptanz von Kirche beigetragen.“ Soweit Brunhilde Raiser.

Heute - 11 Jahre später - besteht unser Landesverband aus ca. 1.100 Gruppen mit etwa 45.000 Frauenhilfemitgliedern - zu denen Sie gehören.

Und was macht unseren Landesverband aus?

Zuerst ein kleiner Rückblick: 1906 schlossen sich 75 Frauengruppen zusammen und gründeten die heutige Evangelische Frauenhilfe in Westfalen. Diese evangelische Frauenorganisation sollte einerseits auf die sich formierende Frauenbewegung reagieren, andererseits die Gemeindearbeit, vor allem in den großen Städten, beleben, um so der wachsenden Entkirchlichung Einhalt zu gebieten.
Dieses Konzept hatte schnell großen Erfolg. Gegen Ende der Weimarer Republik - 1929 - hatte die Westfälische Frauenhilfe bereits 156.000 Mitglieder.
Die Eckpfeiler „Beten - Informieren - Handeln“ führten dazu, dass die Frauenhilfe in Westfalen schwerpunktmäßig tätig geworden ist:

Nach und nach wurden stationäre und ambulante Hilfen für verschiedene Personengruppen geschaffen. Die theologische, gesellschafts- und kirchenpolitische Bildungsarbeit für Frauen wurde intensiviert, die ökumenische Zusammenarbeit ausgebaut, die Vernetzung mit anderen kirchlichen und nicht-kirchlichen Initiativen  und Institutionen gefördert.

Als einen „Brückenschlag zwischen Gestern und Heute“ feierte die Westfälische Frauenhilfe - 1981- ihr 75jähriges Jubiläum unter dem Motto „Die Gaben Gottes entfalten“.

Und was lehrt uns heute die Geschichte unserer Frauenhilfe?
Sie hat ihr Profil gewahrt und hinzugewonnen.
Und wenn wir gefragt werden, was unseren Verband ausmacht, darf unsere Antwort sein:

Die Herausforderungen an unseren Verband sind groß, wenn wir unserem Auftrag gerecht werden wollen, es bleibt eine Balance zwischen Tradition und Wandel.

„Bewahren - begeistern - bewegen“ war unser Motto zum 100jährigen Jubiläum. Im Fürbittgebet des Festgottesdienstes nahmen wir damals eine Verpflichtung auf, die uns auch weiterhin in unserem Frauenhilfeleben begleiten sollte (vielleicht erinnern sich einige von Ihnen, die damals dabei waren):
Wir sind viele, doch eins in Christus.
Wir freuen uns über unsere Vielfalt.
Wenn wir verschiedener Meinung sind, wollen wir miteinander reden
und aufeinander hören.
Wir freuen uns über unsere Verantwortung.
Wenn wir stark sind, wollen wir andere an unserer Stärke teilhaben lassen.
Wenn wir schwach sind, wollen wir uns über die Stärke anderer freuen.
Wir wollen Vertrauen zueinander haben.
Wir wollen träumen.
Wir wollen uns über die Ganzheit unseres gemeinsamen Lebens freuen.

Diese Verpflichtung von 2006 begleitet mich.

„End-lich frei. Reformation 500plus. Frauenhilfe 111plus“ ist unser Motto heute - 2017. Auch das ist eine Verpflichtung und eine Aufforderung zugleich, denn:
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan“, so lehrte uns Martin Luther! Dieter Stork, ein Theologe unserer Zeit, hat diese Zeilen so übersetzt und damit möchte ich schließen:

„Ich bin zur Freiheit berufen und niemandem untertan,
auf allen Lebensstufen.
Gott hilf, jetzt fange ich an.
Ich kann Verantwortung tragen,
verpflichtet zu Liebe und Recht,
zum Dienst in unseren Tagen,
im Menschenrechtsgeflecht.“