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Interview mit Paul LinnemannGeschichte Fachseminar AltenpflegeRückblick Empfang 06.09.06BegrüßungFestvortragFotogalerie

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20 Jahre Fachseminar für Altenpflege in Soest am 9. Juni 2009

„Steh auf und handle! Der Ewige aber sei mit Dir“
(1 Chr 22,16, Tageslosung nach BigS))

Liebe Gäste, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachseminars,
liebe Schülerinnen und Schüler,

in mehr als 50 Sprachen, 2009 in der 279. Ausgabe erscheinen Losungen - jeweils ein ausgeloster Vers auf dem Alten Testament der hebräischen Bibel mit einem dazu ausgewählten Text aus dem Neuen Testament, eine Kurzauslegung gewissermaßen. Viele Christinnen und Christen; kirchliche Insider zumal, begleiten diese Losungen durch die Jahre - täglich. Der erste Blick in der Vorbereitung von Grußworten und Ansprachen gilt von daher den Losungen.

Wohlan, mache dich ans Werk, und der Herr wird mit dir sein - nicht schlecht, etwas betulich vielleicht; Wohlan.… sich ans Werk machen - der gleiche Vers aus einer anderen Übersetzung jedoch schwung- und kraftvoll: Steh auf und handle! Der Ewige aber sei mit Dir.

Im Buch der Chronik steht dieser Satz. Es erzählt die Geschichte des Volkes Israel „Von einem Anfang zum nächsten“. König David beauftragt seinen Sohn Salomon, in Jerusalem einen Tempel zu bauen. Dieser Auftrag reiht eine Stärkung und Ermutigung an die andere:
Sei stark und mutig und lass dich nicht einschüchtern! … Gott möge dir Verstand und Einsicht geben! Bei dir sind Leute in Mengen, die die Arbeit machen! Vor allem aber: Achte die Gesetze und Vorschriften, die Gott Israel gegeben hat. - Steh auf und handle, der Ewige aber sei mit Dir.

Gewiss ist die Einrichtung eines Fachseminars in Soest nicht zu vergleichen mit dem Bau des Tempels in Jerusalem. Gewiss sind im Jahre 1989 weltweit und in Deutschland bewegendere und wichtigere Ereignisse in die Chroniken eingegangen als der erste Kurs für staatlich geprüfte Altenpflegerinnen bei der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen. Der Mauerfall, das Ende der DDR-Diktatur; der Mord an der Demokratiebewegung in China auf dem Platz des himmlischen Friedens - wir sind in den letzten Wochen daran erinnert worden.

Und doch: Auch die Geschichte der Evangelischen Frauenhilfe und mit ihr die Geschichte der Fachseminare geht „von einem Anfang zum nächsten“. Wir bleiben herausgefordert, auf neue Projekte, neue Bauabschnitte, neue Aufgaben zuzugehen; wahrzunehmen, in wessen Auftrag und wem zugute wir handeln; welche Leute wir bei uns haben, die die Arbeit machen.

Steh auf und handle! Der Ewige aber sei mit Dir - das Volk Israel weiß sich von der Schöpfung an von Gott behütet und begleitet. Gott ist für Israel ein Gott, der mitgeht; der da ist, wenn die Not groß wird. Er gibt Brot und Wasser, wenn das Volk in der Wüste zu verhungern und zu verdursten droht; er leuchtet ihnen den Weg aus, wenn sie sich verirren; er gibt ihnen eine Ordnung, die das Leben ermöglicht: Leben in Frieden und Gerechtigkeit; Leben in Achtung und Würde. Er lenkt den Blick immer wieder auf die Schwächsten und Ärmsten - damals die Waisen, Witwen und Kranken, die Landlosen und Unterdrückten. Gott geht mit von einem Anfang zum nächsten. An Salomon nun soll es sein, die Zeit des Friedens und Wohlstandes zu nutzen und Gott einen Tempel in Jerusalem zu bauen; einen Ort zu schaffen des Dankes und der Anbetung, einen Ort der Gegenwart Gottes mitten in seinem Volk.

Steh auf und handle! Der Ewige aber sei mit Dir.

Als Jubiläumswort ist diese Losung wie ein Doppelpunkt: Mit diesem Wort bleiben wir nicht beim Rückblick, beim Feiern des Erreichten, beim gegenseitigen Lob und Dank für die Beteiligten auf allen Seiten. Weiter geht’s heißt es! Die Frage nach einem Leben in Frieden und Gerechtigkeit; in Achtung und Würde, die Schwächsten und Ärmsten als Maßstab bleibt täglich zu beantworten: Im Unterricht im Fachseminar, in der Entwicklung von Curricula und Qualitätsstandards, in der Weiterentwicklung unseres Frauenhilfe-Trägerinnen-Profils; am Bett in einer stationären Einrichtung ebenso wie in jeder Wohnung, in die der ambulante Dienst kommt; im respektvollen und wertschätzenden Umgang unter den Generationen, zumal mit denen, die intensivster Pflege und Begleitung bedürfen. Paul Linnemann hat dies in einem Interview anlässlich des Jubiläums klar und im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen beschrieben. Das Fortbildungsangebot von Fachseminar, Erwachsenenbildung der Frauenhilfe und Lina-Oberbäumer-Haus spiegelt bereits jetzt eine große Bandbreite dieser Entwicklungen und Herausforderungen wider - von Palliative Care bis zu ehrenamtlicher Seniorenbegleitung spannt sich der Bogen.

Vielleicht brauchen wir alle ein Age-Awareness-Training, um neue Ideen zu entwickeln, neue Menschen zu gewinnen, neue Angebote für neue Generationen; neue Finanzierungsquellen für neue Angebote usw.

Steh auf und handle! Der Ewige aber sei mit Dir - nach dem Doppelpunkt geht’s weiter von einem Anfang zum nächsten. Ja, das wünsche ich uns, dass Gott mit uns ist - mit seinen Maßstäben und mit seinem Trost; mit seinen Ansprächen und mit seiner Ermutigung.

Bei uns allen - bei den Schülerinnen und Schülern: Aufstehen und handeln kann auch heißen, unzumutbare Arbeitsbedingungen zu verändern; bei den Dozentinnen und Dozenten: Aufstehen und handeln kann auch heißen, überkommene Methoden und Inhalte, Arbeits- und Kommunikationsformen zu verändern; bei den Verantwortlichen in Staat, Diakonie, Frauenhilfe: Aufstehen und handeln kann beginnen bei der Frage, was wir, was Sie selbst für die Zukunft für sich wollen.

Steh auf und handle! Der Ewige aber sei mit Dir - so möge Gott uns in die Zukunft begleiten, uns Kraft und Mut und Ausdauer schenken - von einem Anfang zum nächsten.

Angelika Weigt-Blätgen
(Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen
 

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