zur Hauptseite Frauenhilfe Westfalen

SelbstdarstellungInterview mit Heinrich A. MenzelRückblick Empfang 16.08.08Begrüßung & AndachtGrußwort Christel SchmidtFotogalerie

Text drucken
Begrüßung und Andacht - 10 Jahre Haus Wegwende

„Euch aber, die ihr meinen Namen achtet, geht die Sonne der Gerechtigkeit auf,
ihre Flügel bringen Heilung“ (Mal 3,20)

Mit einem Prophetenwort aus der Bibel voller Wärme, Leichtigkeit und Hoffnung begrüße ich Sie zu unserem Jubiläumsempfang anlässlich des 10jährigen Bestehens des Hauses Wegwende als Wohnheim für Menschen mit psychischen Behinderungen. Wir freuen uns auf die Grüße und Glückwünsche uns nahe stehender und das Haus begleitender Menschen, die aus ihrer je eigenen Sicht auf das Besondere des Hauses und vor allem auf das Besondere der Menschen eingehen werden, die in Haus Wegwende leben und arbeiten.

„Die Sonne der Gerechtigkeit geht auf und ihre Flügel bringen Heilung.“
Ja, so soll es nach Gottes Willen sein; so stellen es uns zahllose Bilder der Bibel vor die Augen und vor die Seele. So werden wir von ihnen angelockt; so wird unsere Sehnsucht lebendig gehalten. Pflanzen strecken sich - wie die Sonnenblume - der Sonne entgegen. Sie wärmt, gibt Licht und schafft Klarheit. Keine Leben ohne die Sonne. Die Strahlen der Sonne lassen wachsen, wecken neues Leben.
Wenn die Bibel von der Sonne der Gerechtigkeit spricht, meint sie auch das Wecken, Locken, Wärmen, Wachsen, sich entfalten der Gerechtigkeit.

Gerechtigkeit ist ein Begriff der Beziehung - nichts Statisches, wie Justitia mit der Waage; nichts Langweiliges oder Kompliziertes wie Paragraphen. Nein, Gerechtigkeit ist ein Begriff für lebendige Beziehungen. Sie kann erfahren werden. Sie bringt mit sich: Freiheit und Befreiung, Frieden und Erbarmen, heilendes Zusammenleben, das es allen ermöglicht zu leben, das allen ermöglicht so zu leben, dass es nach ihren Möglichkeiten, Begabungen und Beeinträchtigungen ein gutes Leben ist.
Anderen Menschen und sich selbst gerecht zu werden, das meint gerechtes Handeln, Leben in Beziehungen. So wie die Sonne Pflanzen, Sonnenblumen wachsen lässt, so ermöglicht Gottes schöpferische Gerechtigkeit Leben.

Gottes Gerechtigkeit ist leidenschaftliche Beteiligung und Zuwendung Gottes zu den Menschen, zur Welt, ja zum ganzen Kosmos. Immer da, wo Rettung aus Bedrückung und Not geschieht, da ereignet sich Gottes Gerechtigkeit - so erzählt es die Bibel immer und immer wieder. Gottes Gerechtigkeit bringt in Ordnung, stellt richtig, was in Unordnung geraten und falsch ist. Sie sorgt dafür, dass alle Anteil an einem guten Leben in Würde und Lebensfreude bekommen sollen.

Aber auch die Hoffnung, die lebendige, zarte Pflanze Hoffnung, die Hoffnung auf eine Welt ohne Tränen und Schmerzen wird als Schwester der Gerechtigkeit Gottes beschrieben, ihr ganz nahe und ganz ähnlich.

Gottes Gerechtigkeit wirkt auf das Zusammenleben. Sie wirkt wie die Sonne, deren Flügel Heilung bringt - schön, verlockend, anziehend. Nicht im Dunkel, verborgen in Lehrbüchern, sondern mitten unter uns und zwischen uns soll Zusammenleben gelingen, Gerechtigkeit und Anerkennung; Solidarität und Würde aufblühen und aufwachsen, sich an Gottes Gerechtigkeit ausrichten.

Ich bin mir der Zwiespältigkeit der verwendeten Bilder am heutigen Tage durchaus bewusst. Viele Frauen und Männer, die in Haus Wegwende leben, empfinden das Sonnenlicht eher als Belastung, als übergroße Herausforderung, ja bisweilen fast als Bedrohung. Wachsen, sich zur Sonne hin ausrichten, zu den Menschen hin, zu einem Leben in Beziehung hin, ist für sie Arbeit, geschieht langsam, millimeterweise; stößt immer wieder an Grenzen, stockt. Doch gerade, wenn wir uns mit den Sonnenblumen zur Sonne hin ausrichten, mit ihnen gemeinsam in die gleiche Richtung zur Sonne hin sehen, sehen wir auch ihre dunkle Seite, ihre Rückseite. Die Sonne der Gerechtigkeit Gottes lockt uns, lädt uns ein, uns gemeinsam, alle zu ihr hin auszurichten, damit aus einzelnen Pflanzen Gärten der Gerechtigkeit werden können. Und wie in einem Garten werden dann die einzelnen wert und würdig sein, ob schön oder nahrhaft, ob hoch aufgereckt und sonnenhungrig oder eher im Schatten blühend oder in der feuchten Kühle am Boden bleibend.

Leben und Lachen, Wertschätzung und Aufmerksamkeit füreinander lassen uns, die Menschen in Wegwende, die Strahlen der Gerechtigkeit Gottes reflektieren und verleihen Ihnen allen, uns allen den würdevollen Glanz Gottes.

Und wenn Sie am Ende dieser Feierstunde die Tüten mit den Sonnenblumen mitnehmen, dann machen Sie was draus. Beschriften Sie die Schilder auf der einen Seite der Tüte mit dem, was für Sie Gerechtigkeit Gottes und Heilung ist.
Pflanzen Sie die Sonnenblumen ein - einzeln oder mit anderen zusammen.
So können dann aus kleinen Anfängen Gärten werden, Gärten der Gerechtigkeit und der Heilung.

Ich wünsche uns allen einen gesegneten, strahlenden Festtag.

Angelika Weigt-Blätgen
(Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.
 

Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. Feldmühlenweg 19 59494 Soest
Tel.: 02921 371-0 Fax: 02921 4026 e-Mail: info@frauenhilfe-westfalen.de