Dokumentation

Eröffnung Pflegeschule in Warburg | 17.05.2025

Pfarrerin Birgit Reiche

Begrüßung und Andacht der
Leitenden Pfarrerin Birgit Reiche

Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.

Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Gäste der Eröffnungsfeier,

ich freue mich sehr, Sie zur heutigen Eröffnungsfeier unseres Bildungs-Institutes begrüßen zu dürfen.

Mein Name ist Birgit Reiche. Ich bin die Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen und hatte vor gut drei Jahren die – hoffentlich nicht verrückte - Idee, in diesem Gebäude eine Pflegeschule zu errichten.

Üblicher Weise beginnt eine solche Begrüßung mit der namentlichen Nennung der besonders wichtigen Gäste – aber aus den unterschiedlichen Gründen sind Sie uns alle besonders wichtig. Deshalb machen wir es heute anders. Ich zähle jetzt die unterschiedlichen Personengruppen der Teilnehmenden auf und bitte Sie, sich zu melden, wenn Sie sich in einer Gruppe wiederfinden:
Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung aus Stadt und Kreis;
Mitarbeitende vom Netzwerk Pflege im Kreis Höxter vom Hospiz- und Palliativnetzwerke im Kreis Höxter sind ebenso bei der Eröffnung dabei wie Mitarbeitende von Caritas Wohnen Erzbistum Paderborn und der Katholischen Hospitalvereinigung Weser Egge gGmbH. Wir freuen uns über das Kommen der Mitarbeitenden des Seniorenzentrum Wolfhaben gGmbH, vom Senioren- und Pflegezentrum Haus Kugelsburg, vom Seniorenzentrum Warburg, dem DRK-Seniorenzentrum Haus am Bomberg, der Helios Klinik Warburg, der Alten- und Krankenpflege zu Hause Maria Ludwig, vom Pflegedienst Juvantes und vom Pflegedienst Weber sowie des Vereins Herbstlicht.
Schön ist auch, dass Mitarbeitende aus dem Bildungszentrum Weser Egge und dem Theresia-Gerhardinger-Berufskolleg Warburg-Rimbeck Zeit gefunden haben, zu kommen.
Frauen aus der kfd Rimbeck sind gekommen wie auch Schwestern der Diakonissen-Kommunität Zionsberg und der Frauenhilfe-Schwesternschaft.
Mitarbeitende und Mitglieder der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen und Menschen, die mit dem Umbau zur Pflegeschule zu tun hatten, das Architekturbüro Schütt, die Firma Dinger, die Firma BWU, sind auch da.
Diese Vielfalt zeigt: Viele haben auf eine Pflegeschule in Warburg-Rimbeck gewartet.

Jede und jeder von Ihnen trägt Verantwortung für einen wichtigen Teil unseres Gemeinwesens. Ihre Anwesenheit heute ist ein Zeichen dafür, dass Pflege mehr ist als ein Beruf – sie ist mehr denn je ein gesellschaftlicher Auftrag.

Wir stehen heute an einem Ort mit langer Geschichte. Hier, in dem alten Gebäude von Haus Phöbe, wo 1952 ein Alten- und Pflegeheim entstand, wo bereits in den frühen Jahren eine Pflegevorschule junge Menschen für den Dienst an Menschen ausbildete, schließt sich heute ein Kreis und es entsteht nun eine neue Bildungsstätte für Pflegefachkräfte.

Ich habe einige Bibelzitate für den heutigen Tag herausgesucht. Dieser Ort wird ein Ort der formalen Pflegeausbildung aber auch der Herzensbildung. Dazu passt: Sprüche 3, 13-14 (Bibel in gerechter Sprache): „Wohl den Menschen, die Weisheit finden, wohl denen, die Verstand gewinnen. Denn besser ist sie als Silber und ergiebiger als Gold."

Und im Zusammenhang mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist uns dieses Lehrgespräch von Jesus im Lukas-Evangelium überliefert: Lukas 10, 25-37 (Bibel in gerechter Sprache) „Was steht im Gesetz geschrieben? Wie liest du?" Der antwortete: „Du sollst Gott, deine Lebensmacht, lieben mit deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele, deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Verstand und deine Nächsten wie dich selbst." Jesus sagte zu ihm: „Du hast richtig geantwortet. Handle danach, und du wirst leben."

Birgit Reiche

Die Bibel lehrt uns, dass Liebe mehr ist als ein Gefühl – sie ist ein Handeln. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter zeigt uns dies überdeutlich: Wahre Nächstenliebe kennt keine Grenzen. Sie überwindet Vorurteile, sie kümmert sich, sie handelt, sie heilt. Pflege ist nichts anderes als gelebte Nächstenliebe.

Wie unsere neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken es am Montag zum Tag der Pflege treffend formulierte: „Pflege kann mehr, als sie bislang darf. Ihre Kompetenz müssen wir stärker nutzen, um eine alternde Gesellschaft zu versorgen. Und wir müssen ihre Aufgaben ihren Fähigkeiten stärker anpassen, um den Beruf noch attraktiver zu machen." Diese Worte spiegeln genau das wider, was die biblische Botschaft uns lehrt: Unsere Fähigkeiten sind uns gegeben, um sie zum Wohle anderer einzusetzen.

Die ursprüngliche Pflegevorschule zog 1960 zum Zionsberg um, aber der Geist der Bildung und Fürsorge blieb. Heute, Jahrzehnte später, kehren wir mit unserem neuen Bildungs-Institut für Pflegeberufe an diesen Ort zurück – als lebendiges Zeugnis dessen, was im Doppelgebot formuliert ist: Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten sind untrennbar miteinander verbunden.

Die Weisheit der Sprüche erinnert uns: Lernen und Verstehen sind kostbarer als materieller Reichtum. In der Pflege geht es um mehr als Qualifikationen. Es geht um Menschlichkeit, Würde und Mitgefühl. Jede Pflegefachkraft ist ein lebendiges Gleichnis der Barmherzigkeit – eine Person, die dort Hilfe und Würde schenkt, wo Schmerz, Einsamkeit und Verletzlichkeit sind.

Wir bauen auf den Fundamenten derer, die vor uns waren. Der Evangelischen Kirchengemeinde Scherfede-Westheim, die 1952 den Grundstein legte, den Schwestern des Zionsberges, die früh die Bedeutung einer guten Pflegeausbildung erkannten, so wie auch wir von der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, die 2009 die Trägerschaft von Haus Phöbe übernahm. Pflegeausbildung – gerade für den ländlichen Raum – gehört zur DNA der Frauenhilfe, die direkt nach ihrer Gründung im Jahr 1906 die Pflegeausbildung aufnahm.

Unsere Aufgabe ist es, Brücken zu bauen – zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Theorie und Praxis, zwischen Generationen. Jede Institution, die heute hier vertreten ist, spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Der heutige Tag markiert mehr als nur die Eröffnung einer Schule. Er symbolisiert unsere gemeinsame Verantwortung und unseren Glauben an die Kraft der Bildung, der Zuwendung und der menschlichen Fürsorge.

Möge uns die Weisheit leiten, Barmherzigkeit uns prägen und der Respekt vor jedem einzelnen Menschen uns antreiben. Mögen die Worte des Propheten Micha unsere Arbeit begleiten: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was Gott von dir fordert: nichts als Recht zu üben, Güte zu lieben und demütig zu gehen mit deinem Gott."

Gottes Segen begleite diesen Weg, der unser Gemeinwesen zusammenhält und Hoffnung schenkt.
Amen.

Lasst uns beten:

Leben spendender Gott,
wir danken Dir, dass diese Schule errichtet wurde und dass während der Bauzeit alle, die daran gearbeitet haben, gesund geblieben sind.
Wir bitten dich, schenke allen, die hier arbeiten, Freude an der Arbeit und ein freundliches und gerechtes Miteinander.
Gib deinen guten Geist, der Frieden stiftet und Gemeinschaft schenkt.
Hilf, dass den Menschen dient, was in dieser Schule gelehrt und gelernt wird.
Segne du dein Dienst der Lehrerinnen und Lehrer, die Arbeit der Hausmeister und Angestellten.
Segne, die Verantwortung tragen für die hier arbeitenden und lernenden Menschen.
Leite sie in Gerechtigkeit und Liebe, in Verständnis für die Schwächeren und in Sorge für die Jüngeren und Älteren.
Amen