Predigt von Dipl. Theologin und Dipl. Diakoniewissenschaftlerin Rossitza Dikova-Osthus

Apostelgeschichte 16:11-15

Liebe Schwestern und Brüdern in Christo, Liebe Gemeinde,

"Ich bin stark, Du kannst es auch sein. Komm in mein Haus und bleib. Hab Mut und Gottvertrauen" Apg. 16:11-15

Ich höre diese Sätze eine Frau sagen, die seit einigen Jahren in der Fremde lebt. Obwohl offensichtlich das einstmals Fremde für sie nicht mehr die Fremde ist. Sie ist da wo sie lebt, längst angekommen. Heute würde man sagen - sie hat es geschafft; sie ist "voll integriert".
Sie geht einem Beruf nach; wahrscheinlich hat sie das Geschäft ihres verstorbenen Mannes übernommen; sie genießt das Ansehen ihrer Nachbarn vor Ort. Die Frau engagiert sich für die Gemeinde, in der sie lebt. Sie hat Einfluss auf die gesellschaftlichen Geschehnisse und das tut sie offensichtlich gerne. Sie versteht inzwischen die neue Gemeinde als ihre eigene Heimat.

Wenn ich jetzt fragen würde, ob jemand diese Frau kennt, werde ich sicherlich von den Frauen und Männern unter uns, die ehrenamtlich oder hauptamtlich in der Flüchtlingsarbeit tätig sind, mit Migrantinnen befreundet sind oder selbst einen sogenannten 'Migrationshintergrund' haben -  ein "Ja, ich kenne so eine Frau" hören.

Die Geschichte hier handelt von Lydia. Über sie haben wir heute in der Lesung aus der Apostelgeschichte Kap. 16 - Vers 11-15 erfahren. Sie wird in den christlichen Traditionen als erste Person auf europäischem Boden, die den christlichen Glauben angenommen hat, betrachtet, in der orthodoxen wie der römisch-katholischen Kirche als Heilige verehrt und in der evangelischen Kirche als  denkwürdige Glaubenszeugin gewürdigt. Im Philipperbrief erwähnt Paulus die besondere finanzielle Hilfe durch ihre Gemeinde, was ebenfalls Lydia angerechnet wird. Somit wird ihr allgemein eine herausragende Stellung in einer Rolle zwischen Mäzenin und Gemeindeleiterin beigemessen. (Vor 40 Tagen, am 20. Mai wurde sie laut Kirchenkalender gefeiert.)

Sie achtet die gesellschaftlichen und religiösen Bräuche vor Ort; sie ist eine "gottesfürchtige Frau" - eine Bezeichnung für Nichtjuden, die sich einer Synagoge angeschlossen haben, ohne offiziell zum Judentum übergetreten zu sein. Sie organisiert sogar Treffen von Frauen zum Gebet - allerdings war es schon ungewöhnlich, dass sie als Frau dies tat, da für so eine Gebetsversammlung eine männliche Leitung fehlte. Sie ging gewollt dahin, wo die Frauen sich für gewöhnlich versammeln - nämlich ans Ufer des Flusses, beim Wäsche waschen.

Ihr Name Lydia wird von einigen Quellen als "die Frau aus Lydien" übersetzt d.h. "Lydia" als Herkunftsbezeichnung. Das würde bedeuten, dass sie nicht aus Philippi stammte und da es in der Antike üblich war, Sklaven nach dem Ort, wo sie verkauft wurden, zu benennen, kann es gut sein, dass sie als Sklavin nach Philippi gekommen ist. Also, ihre Heimat hat sie auf jeden Fall verlassen - wahrscheinlich unfreiwillig.

Wie ist es für eine Sklavin oder eine Fremde möglich, sich zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau zu entwickeln? Warum soll es eigentlich nicht möglich sein?

REFLEXION
Können Flüchtlinge lesen und schreiben? Was können die  Ankömmlinge denn überhaupt? Sie werden uns auf der Tasche liegen! Ähnliche Aussagen begegnen mir in meinem Hauptamt bei der Diakonie als Koordinatorin eines Netzwerkes zur Integration von Geflüchteten. Stimmen, die inzwischen so salonfähig geworden sind, dass es mir persönlich schon weh tut. Es herrschen Skepsis und der Blick auf Defizite von oben herab; weit von der christlichen Idee vom Menschen als Ebenbild Gottes entfernt. Das gleiche Verhalten gilt auch gegenüber Frauen aus anderen Ländern, die durch eine schwere Phase ihres Leben gehen oder von der Gesellschaft für ihr Tun verurteilt werden. Hier geht gerade die Frauenhilfe Westfalens einen enormen Schritt nach vorne und unterstützt nicht nur die Frauen in allen Lebens- und Notlagen und holt sie genau da ab, wo sie gerade stehen. Sie begegnet ihnen auch auf Augenhöhe, wertschätzend und ohne sie zu verurteilen. Ich habe jahrelang mit der Beratungsstelle für Betroffene von Menschenhandel "Nadeschda" in einem bundesweiten Netzwerk gearbeitet; wir haben gemeinsame politisch wirksame Aktionen veranstaltet.

Wahrscheinlich hat Lydia damals, als sie noch neu und fremd in Philippi war, Hilfe und Unterstützung von den Einheimischen bekommen. Auf jeden Fall möchte diese Frau jetzt neu Angekommen und Fremden helfen, mit ihnen ins Gespräch kommen, sie in ihr Haus einladen. Selbst einmal Fremdling, heißt sie nun Fremde willkommen. Noch mehr - gegen die gesellschaftlichen Normen und als eine ungebundene, alleinstehende Frau lädt sie (mit Nachdruck - wie die Apostelgeschichte berichtet) die fremden Männer in ihr Haus ein (für damalige Zeiten ein inakzeptables Verhalten). Ja, sie setzt sich über Regeln und Normen hinweg.

Selbst Hilfe bedürfen und gleichzeitig Hilfe anbieten wollen - so kenne ich die Geflüchteten heute, liebe Gemeinde. Zahlreiche junge Frauen und Männer, die aus Kriegsländern geflohen sind, kommen zur Beratung und wollen sich ehrenamtlich engagieren. Und sie tun es auch!

Das sind die Vorbilder für eine gut funktionierende Gesellschaft! Das rechte Lager bei uns ist inzwischen laut und mächtig geworden. Und dies wirkt sich wieder auf die Frauen aus - Inzwischen versuchen konservativ geprägte Frauen anderen Frauen vorzuschreiben, wie diese sich kleiden sollen - um vermeintlich nicht Opfer von sexualisierter Gewalt zu werden; vorzuschreiben, in welcher Entfernung man sich einem Mann nähern sollte; ob sie Sportturniere (Fußballturniere) im Fernseher kommentieren dürfen; gestern habe ich auf einer Werbeseite die Liste "Unsichere Reiseländer für Frauen" - 8 an der Zahl – entdeckt, meistens Länder, in denen seit Jahren Krieg herrscht und von denen ich mir schwer vorstellen kann, dass eine Frau dort ihren Sommerurlaub verbringen möchte (und auch nicht den Ehemann, Partner und die Kinder hin schicken wird). Darum geht es mir nicht - es geht darum, dass - langsam aber sicher - Frauen geframet werden und in ein altes Konstrukt, ja Korsett gesteckt und dargestellt werden als schwache, nicht selbständige Menschen  - Konservatismus macht sich breit.
Die Werte der freien Entfaltung der Frauen vermitteln wir doch der Welt.

Ich durfte nach meinem Studium als Projektkoordinatorin und Fundraiserin für das Ökumenische Forum Christliche Frauen in Brüssel arbeiten. Und kann mich gut an unsere Workshops erinnern für Frauen aus Osteuropa d.h. für Frauen, die in den 1990er Jahren in jungen Demokratien lebten und die Zeiten der kommunistischen Diktatur noch kannten. Diese Schulungsangebote hießen "Demokratie lernen - Demokratie leben", "Schule für freie demokratische Werte", "Empowerment for women", "Womens Literacy Project for Balkan Countries - Lydia Project" etc. Ähnliche Workshops veranstaltet auch die Young Women Christian Association in aller Welt. Was heißt das nun? Es bedeutet, dass wir nie vergessen dürfen, woher unsere Rechte und Kompetenzen als Frauen kommen. Wie diese ermöglicht wurden, denn es gab ja andere Zeiten. Je älter ich werde, desto stärker verspüre ich eine tiefe Dankbarkeit für all diese Frauen in der Welt, denen ich zum Teil persönlich begegnen und mit denen ich zusammen arbeiten durfte - insbesondere Frauen, die ich im deutschen Komitee als Delegierte für die Kommission der orthodoxen Bischöfe in Deutschland und im Rahmen meiner Vorstandsarbeit (2006-2011) kennen lernte; Frauen, die viele Ähnlichkeiten auch mit Lydia hatten und haben. Auch wenn es Zeiten und Orte gab, wo Kräfte versucht haben, ihre Arbeit zu unterbinden, sie sind politisch aktiv geblieben und setzen die christliche Botschaft in Taten um und handeln mutig, überzeugt und aus dem Glauben heraus.

Aus der Apostelgeschichte wissen wir, dass Lydia damals in Philippi lebte - in dem Nachbarland dieses Ortes habe ich meine Kindheit in den 1970er und 80er Jahren verbracht - nämlich in Phillipopolis (heute Plovdiv) in Bulgarien. In dieser so kurz erzählten Geschichte entdecke ich Parallelen zu meinem Leben. Nicht unbedingt die Wandergeschichte. Ich kam Anfang der 1990er Jahren bequem voller Freude und wissbegierig nach Heidelberg, um Theologie und Diakoniewissenschaften zu studieren. Nein, die Parallelen sind eher in ihrer Selbstverständlichkeit im Handeln. (Einmal als Kind ging ich in eine Kirche und dort traf ich auf einen jungen Priester, der mit Begeisterung  über sich selbst und die Kirche erzählte. Es war eine wunderschöne katholische Kirche - ich nannte sie damals "die blaue Kirche". Nun meinte er, dass ich als Mädchen nicht in einen engen Raum an der Spitze dieser Kirche gehen dürfte. Natürlich bin ich ausgerechnet dorthin gegangen und habe neugierig geschaut, ob jemand drin sei und ging herein. Der Priester kam und erinnerte mich an seine Worte, dass ich als Mädchen dort nicht hin dürfe (es war der Altarraum - erfuhr ich Jahre später - und das Verbot, diesen Raum zu betreten erklärt sich nicht mit dem Geschlecht eines Menschen, sondern mit der Heiligkeit des Ortes). Für mein Alter von 10 Jahren habe ich es nach meiner damaligen Logik doch gut gelöst. Daraufhin erwiderte ich, dass doch keiner da sei. Er fragt "Wer soll denn da sein" - ich darauf hin: "Na die Jungs doch - das müsse doch der Umkleideraum für die Jungs sein, deswegen dürfe ich doch nicht da sein - oder nicht" - ich tanzte damals in einem professionellen Tanzensemble und wusste, dass Mädchen und Jungen sich getrennt umkleiden. So ist das - ganz einfach.
Später im ersten Semester meines Studiums zunächst der orthodoxen Theologie (die erste Generation Frauen-Theologiestudentinnen) inspiriert vom Leben einer Heiligen, schrieb ich eine Predigt. Es war im ersten Semester, ich hatte noch kein Homiletikseminar belegt, eigentlich wusste ich nicht so genau, was eine Predigt ist ... aber die Inspiration war groß. Also ging ich vor dem Gottesdienst zu einem meiner Professoren und zeigte ihm meinen Text und äußerte den Wunsch, heute diesen vorzutragen. Er korrigierte 1-2 Stellen, fügte vorher "Liebe Brüder und Schwestern" hinzu und ließ mich nach dem Gottesdienst vor dem Altar meinen Text vorlesen. Ich las zunächst "Liebe Schwestern und Brüder" und meinen Text zu Ende, ohne zu wissen und zu ahnen, dass eigentlich bis jetzt keine Frau vor diesem Altar gestanden hat. Von dem Professor erfuhr ich, dass für manche Kommilitonen es  recht ungewöhnlich war, eine Frau vor dem Altar zu sehen; es sollten sich Diskussionen entwickelt haben. Heute ist es selbstverständlich, dass in den Kursen zur Homiletik Studentinnen wie Studenten öffentlich predigen.

Liebe Gemeinde, heute möchten wir den Weltgebetstag an sich feiern. Interessante Idee von der Frauenhilfe Westfalens, denn normalerweise feiern wir die Weltgebetstag-Gottesdienste, die unsere Schwestern aus einem bestimmten Land geschrieben haben. In der systemischen Theorie nennt sich das "Beobachtung des Beobachters" oder "Umsetzung der Umsetzung" - die Systemtheoretiker nennen es: Kybernetik zweiter Ordnung. Ich habe mir nie träumen lassen, dass ich diese Begriffe in einer Predigt verwenden werde. Nun, dass der WGT (wie wir unter uns den Weltgebetstag nennen) ein Teil der weltweit größten ökumenischen Bewegung von christlichen Frauen und in mehr als 170 Ländern vertreten ist, wissen wir fast alle hier. Die Bewegung ist tatsächlich die größte ökumenische Frauenbewegung weltweit, die am ersten Freitag im März ihr spirituelles Zentrum hat. "Dann liegt die Liturgie, geschrieben von Frauen eines Landes, zahllosen Gottesdiensten rund um die Welt zugrunde; diesen Gottesdienst von meist fernen Frauen mit ihren Anliegen feiern Frauen an diesem Tag, beginnend in den pazifischen Inseln, bis er am Ende des Tages auf den Inseln "hinter" der Datumsgrenze begangen wird" wie Helga Hiller es knapp und eindrucksvoll beschreibt. Aus meinen Gesprächen und Telefonaten (ca. 3 Stunden) mit Helga Hiller (eine beeindruckende Frau, das Kompendium der internationalen und nationalen Bewegung schlechthin, unermüdliche Frauenkämpferin), als wir im deutschen Komitee 60-jähriges Jubiläum feierten, weiß ich, dass 60 Jahre nur ein Datum von mehreren möglichen Jubiläen markiert. Und mit der Zahl 60 oder 70 können sich nicht alle unter uns identifizieren - für einige ist in diesem Sinne der WGT jünger, und für andere - älter. Z.B. dient 1949 für das deutsche Komitee als ein wichtiges Datum, denn damals verschickte Dr. Antonia Nopitsch, Leiterin des Bayerischen Mütterdienstes in Stein, erstmals in ganz Deutschland die Weltgebetsordnung. Den Anfängen in Stein geht nach dem Krieg 1947 ein erster Anfang in Berlin durch Luise Scholz voraus, der seinerseits mit der internationalen Weltgebetstagsgeschichte der methodistischen Frauen seit 1927 verbunden ist.
Solche Anlässe bieten die Gelegenheit, im Alltagsgeschäft inne zu halten und zurückzublicken, die eigene Arbeit (haupt- und ehrenamtlich) und die der Bewegung zu reflektieren. Irgendwo habe ich gelesen: Wir sind das Ergebnis unserer Erfahrung! Ja, wir sind auch das Ergebnis der Erfahrung all der Mütter und Schwestern, die vor uns Geschichte geschrieben und den Weg für uns geebnet haben!
So feiern auch wir heute die WGT-Bewegung auch im Rückblick auf die Anfänge, aber auch auf die bedeutende Geschichte, die der WGT bis heute in Deutschland genommen hat. Aus den kleinen Anfängen wuchs die Bewegung auch während der Teilung in Ost und West. Noch einmal: Wir sind das Ergebnis unserer Erfahrung! Der WGT ist das Ergebnis der Erfahrung aller WGT Frauen in Deutschland, aber auch international!
Der optimistische Blick der Gründungsmütter in die Zukunft des WGTs war, wie wir heute wissen, berechtigt. Drei Indikatoren möchte ich festhalten:

Helga Hiller bedauert jedoch eines, nämlich "die Ignorierung nicht nur der damaligen Leistung der Frauen, sondern auch der heutigen Bewegung des Weltgebetstages, wenn es um Ökumenegeschichte und -konzeptionen geht". An dieser Stelle muss ich doch erneut an die Begegnung Paulus mit Lydia denken. "Ein ziemlich unkonventionelles Verhalten von beiden Seiten", wie wir gehört haben - Er, Paulus und seine Begleiter sitzen zusammen mit Lydia und den anderen Frauen und tragen philosophische und religiöse Gedanken vor - ja, sie erzählen ihnen vom Messias. Lydia - ermutigt zweifellos dazu, sich ebenso unkonventionell zu verhalten - öffnet sich dem christlichen Glauben, nimmt diesen an und lässt sich ihrer "Glaubhaftigkeit" von Paulus bezeugen; sie öffnet ihm und Silas ihr Haus und gewährt für einige Tage Unterkunft. Also, ich halte es für möglich, dass auch Paulus von Lydia gelernt hat. Der Theologe Ross Saunders beobachtet, "dass Paulus Zustimmung und Unterstützung gegenüber den Frauen in Philippi und Thessaloniki oft in scharfem Gegensatz zu seiner Haltung gegenüber Frauen in Korinth und anderen Städten stand. Als Paulus und Silas wenig später in Thessaloniki in Schwierigkeiten gerieten, erfuhren sie von "nicht wenigen angesehenen Frauen" Hilfe und Unterstützung". Sehr wahrscheinlich ist es, "dass Paulus während seiner anstrengenden Zeit in Mazedonien jener ungehörig gegen die gesellschaftliche Etikette verstoßende Lydia großen Dank schuldete."
Die Geschichte Lydias lässt doch auch uns hoffen, dass Mut, Vertrauen, Begeisterung, Glaube und Überzeugung vielleicht nicht in Konferenzen und Schriften  gelobt werden, aber dennoch zumindest an der Basis nicht unbemerkt bleiben. Wie viele andere Frauen damals wie heute nutzte sie in ihrem Leben alle ihr zur Verfügung stehende Ressourcen und Möglichkeiten:

Liebe Gemeinde, gerade die WGT-Arbeit stellt eine Herausforderung für die Kirchen heute dar!
Gerade der WGT ist immer wieder eine Einladung an uns alle, über den Tellerrand hinaus zu schauen; uns die Sinnfrage zu stellen - wozu mache ich die Arbeit; wofür engagiere ich mich; was bewegt mich? ... Oft sind wir zu sehr mit uns selbst und unseren Probleme, Strukturdebatten und ähnlichem beschäftigt. Dabei geht uns dann das Gefühl für die anderen verloren. Aber wir alle, die "wir eins in Christus sind", tragen Verantwortung füreinander und für den Leib Christi als Ganzes.

Ende der Woche traf Brüssel im Namen der Europäischen Bürgerinnen und Bürger eine schlimme Entscheidung in Bezug auf die europäische Flüchtlingspolitik - Ja, wie die grüne Abgeordnete Ska Keller sagte, "das Recht auf Asyl in Europa wurde im Grunde begraben", Kirchenvertreter sprechen über die geplanten Lager in Afrika als ein "Guantanamo für Flüchtlinge"; Margot Käßmann (die gestern in Hannover feierlich in den Ruhestand verabschiedet wurde) meint "Europa fängt an langsam ihre Werte zu verraten". (Unserer Innenminister und sogar die Regierung haben Ankerzentren im Koalitionsvertrag vorgesehen. Das, was sie beschreiben, kann auf keinem Fall ein "Anker" sein - Anker symbolisiert "Sicherheit", "Beständigkeit", "Möglichkeit, sich niederzulassen". Dort wird das alles nicht stattfinden. Boot und Anker sind Symbole nicht weniger ökumenischer Organisationen. .... )
Ich frage mich ernsthaft: Welche Botschaften senden wir damit als Christen Europas in die Welt? Denn die Entscheidungen werden zwar von national gewählten Vertretern, aber im Namen des gesamten Kontinents wirksam. Wo liegt der Unterschied zwischen "sich als Staat" und "als Kontinent" abzuschotten? - Es gibt keinen. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere christliche Botschaft und die europäischen Werte (in Paulus‘ Worten) "wie ein schepperndes Blech und eine gellende Zimbel" klingeln, sondern wir müssen für sie stehen in aller Eindeutigkeit. Wir kennen den Weg, wir kennen die Wahrheit und wir kennen das Leben. (Jesus: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben".) Den Weg über die Wahrheit zum Leben - hat uns Jesus aufgezeigt.

Lydia fragt nicht nach Verhaltenskodex und -Vorschriften, wie soll ich mich als Frau verhalten, darf ich den Fremden aufnehmen oder nicht? Sie handelt, weil sie durch Paulus den Glauben empfangen hat. Sie ist so sehr in sich und von sich überzeugt, dass wir sie gleich fragen wollen - Woher kommt diese Selbstüberzeugung? Woher das unbeirrbare Vertrauen?! Das ist ihr Glaube und das Werk Gottes / des Heiligen Geistes.

Ich höre sie sagen:
"Ich bin stark, Du kannst es auch sein, wenn Du nur ein wenig Glauben hast.
Kommt in mein Haus und bleibt. Habt Mut und Gottvertrauen."
Amen!