Liebe Frauenhilfeschwestern,

Ich freue mich, dass Sie sich alle heute Morgen hier in der Kapelle eingefunden haben und begrüße Sie im Namen des Vorstands der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. ganz herzlich zu den 2. Oasentagen in Soest.
Nachdem Sie sich schon im Vorfeld etwas stärken konnten und bei Kaffee und Tee vielleicht schon miteinander ins Gespräch gekommen sind über Ihre Vorstellungen und Erwartungen für diesen Tag, darf ich nun als stellvertretende Vorsitzende diese 2. Oasentage offiziell eröffnen.
Zu diesem „geschenkten Tag“ begrüße ich natürlich Sie, liebe Bezirksfrauen ganz besonders. Ich tue das sehr gerne, als Bezirksfrau unter Bezirksfrauen und als ehrenamtliches Vorstandsmitglied.

Was werde ich erleben? Was wird mir der Tag bringen?
Diese und andere Fragen stellen sich vor allem die Frauen, die heute zum ersten Mal an einem Oasentag für Bezirksfrauen teilnehmen. Ich sehe Sie in gespannter Erwartung und begrüße Sie ganz herzlich.
Wie schön, dass Sie da sind!! Nutzen Sie diesen Tag für sich, bleiben Sie wissbegierig und bereichern Sie diesen Tag und uns mit Ihren Fragen und Anregungen.

Ich sehe unter uns viele Frauen, die schon lange Jahre als Bezirksfrau tätig sind; die viele Frauen begleitet haben, und mit ihnen Höhen und Tiefen eines oftmals schweren Lebensweges miterlebten, selbst belastet durch manche Sorge und doch bereit und fähig, die Not anderer mit ins Gebet zu nehmen.
Wie gut ist es, dass Sie da sind, dass Sie die Gelegenheit nutzen, etwas für sich zu tun und heute etwas Gutes an sich geschehen zu lassen!
Ganz herzlich begrüße ich die Bezirksfrauen unter uns, die schon zum zweiten Mal an einem Oasentag teilnehmen. Wir freuen uns so sehr, Sie wieder zu sehen, weil Sie immer noch Bezirksfrau sind!
Lassen Sie es sich heute gut gehen hier, denn für Sie ist dieser Tag gedacht!

Unter uns sind auch Frauenhilfefrauen, die es als Bezirksfrau schwer haben; es dürstet sie gewissermaßen nach seelsorgerlicher Begleitung, nach Aussprache und Zurüstung für ihren nicht immer leichten Dienst, den sie doch so gerne erfüllen. Ich heiße Sie ganz besonders herzlich willkommen heute. Sie sind genau richtig hier - Sie haben Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen, Kraft und Mut zu finden in der Gemeinschaft der Frauenhilfeschwestern und mit Gott.

Nicht zuletzt geht mein Gruß heute an alle, die diesen Tag verantwortlich geplant und inhaltlich vorbereitet haben. Ich denke an die Mitarbeiterinnen des Pädagogisch Theologischen Teams, an die Mitarbeiter des technischen Dienstes, die praktisch und handfest mitgearbeitet haben, an die Mitarbeiterinnen der Tagungsstätte und der Küche; an alle, die seit einigen Tagen und auch schon heute Morgen ganz früh eifrig am Werk waren, um uns heute zu verwöhnen. Ganz herzlichen Dank für ihre oft im Hintergrund geleistete Arbeit, durch die ein solcher Tag erst möglich wird.

Nachdem ich Sie nun alle herzlich willkommen geheißen habe, möchte ich ihnen im Namen des Landesverbandes auch herzlichen Dank aussprechen.
Nicht nur für Ihr Kommen heute, sondern für Ihre Mitarbeit, Ihr verantwortliches, zuverlässiges Engagement in der Frauenhilfe, für die Frauenhilfe und in Ihrer Kirchengemeinde.

Denn das ist ja der Grund, warum diese Einladung an Sie ergangen ist:
- Ihre ehrenamtliche Arbeit als Bezirksfrau in der Frauenhilfe in den Blick zu nehmen,
- Ihnen für Ihren Einsatz in der Frauenhilfe und Gemeinde zu danken und
- Ihnen Mut zuzusprechen auch weiterhin in ihrem Ehrenamt tätig zu sein -  mit Freude und aus Überzeugung.

Was nun im einzelnen heute für Sie vorbereitet ist, wird Ihnen gleich Frau Weigt-Blätgen darlegen.

Wir freuen uns, dass sich- aufgrund der erfreulich großen Zahl der Anmeldungen in diesem Jahr - das Gelände des Landesverbands hier in Soest für vier Tage als einen Rastplatz für die Seele, als eine Quelle der Kraft, als eine lebensfreundliche Oase für Bezirksfrauen darstellen darf.

Ich habe ein Manuskript in der Hand, weil es so vieles Interessante zur Bezirksfrau der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen und ihre ehrenamtliche Arbeit zu vergegenwärtigen gilt:

Sie erinnern sich an die Fragebogenaktion, die der Landesverband 2010 durchführte. Die Auswertung dieser Aktion ergab, dass es in ca. 62% der Kreise Bezirksfrauen gibt. Insgesamt arbeiten ungefähr 5.500 Frauen ehrenamtlich als Bezirksfrauen, das bedeutet, dass ca. jedes zehnte Frauenhilfemitglied auch Bezirksfrau ist.

Die Bezirksfrau wird durch ihre Frauenhilfegruppe in ihr Amt berufen. Sie übernimmt in Absprache mit der Frauenhilfeleiterin einen freiwilligen und auf Zeit begrenzten Dienst. Diese Absprache entspricht einer Beauftragung. Die Beauftragung kann erweitert, eingeschränkt und aufgehoben werden.

Die Bezirksfrau ist zuständig für einen bestimmten Bezirk oder eine spezielle Aufgabe in der Frauenhilfe. Dadurch ist sie besonderes Bindeglied zwischen der Gemeinde und der Frauenhilfe.
Das Engagement einer Bezirksfrau ist mit einem hohen Maß an Zeitaufwand verbunden: monatlich etwa 10 Stunden arbeitet eine Bezirksfrau im Durchschnitt monatlich, also im Jahr ca. 120 Stunden, vor- und nachmittags, abends, alltags- und sonntags. Damit leistet sie eine wertvolle, umfangreiche, unverzichtbare Hilfe in der gesamten Frauenhilfe und der örtlichen Gemeinde.

Überwiegend arbeiten die Bezirksfrauen im gemeindlichen Besuchsdienst, stellen erste Kontakte zu Neuzugezogenen her, sie besuchen Kranke und einsame Frauen und lassen sie durch ihren Dienst am Gemeindeleben teilhaben Oft stellen gerade Bezirksfrauen entscheidenden Weichen:
durch Weitergabe von Informationen,
durch konkrete Hilfen,
oder Vermittlung von Hilfeangeboten.

Bezirksfrauen arbeiten mit viel Phantasie und unbürokratisch in verschiedenen Aufgabengebieten je nach Bedarfslage und individuellen Fähigkeiten. Das Spektrum ist groß und erstreckt sich von der Mithilfe bei der Gestaltung von Gottesdiensten und Feiern, über das Backen leckerer Kuchen bis hin zur seelsorgerlichen Begleitung (um nur 3 Beispiele zu nennen).

Eine Bezirksfrau ist demnach Kontaktperson, Vertrauensperson, Seelsorgerin, Helferin, oft Sammlerin, Mitarbeiterin der Kirchengemeinde und immer Vertreterin der Frauenhilfe.

Bezirksfrauen neigen dazu, ihre ehrenamtliche Arbeit als „nichts besonderes“, als „selbstverständlich“ zu erklären. Diese Haltung ehrt sie, weil sie sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellen mögen.
Aber weil sie sich einmischen und einbringen, weil sie ihre Zeit und Kraft zur Verfügung stellen, möchten wir ihnen heute danken und ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung ihrer ehrenamtlichen Arbeit setzen.
Aber nicht nur frauenhilfeintern ist es uns ein besonderes Anliegen die ehrenamtliche Arbeit dankbar in Blick zu nehmen, sondern auch gesamtkirchlich und gesellschaftspolitisch muss sie noch viel stärker ins öffentliche Bewusstsein kommen, damit diese wertvollen Dienste und Tätigkeiten angemessen gewürdigt werden.
In der Vorstandssitzung am 25. Februar 2011 haben wir die Stellungnahme der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen zum Ehrenamt verabschiedet. Und damit ganz konkrete Wege aufgezeigt, wie ehrenamtliche Arbeit auch durch gesetzliche Rahmenbedingungen gefördert und gewürdigt werden muss.

Öffentlich und sichtbar gemacht wird ehrenamtliches Engagement  zusätzlich in den beiden Projekten der Frauenhilfe:
„Aus dem Glauben heraus handeln“ und „Dem Ehrenamt ein Gesicht geben“. Im Internet wird jeden Monat eine Frau bzw. eine Frauenhilfegruppe vorgestellt, aus deren Lebenslauf bzw. Handeln ehrenamtliche Arbeit in unterschiedlichster Art zu erkennen ist.
Eine Dokumentation der Internetdarstellung ist in der letzten Woche herausgegeben worden.

Beim Nachdenken über diese Fülle ehrenamtlicher Arbeit und Auflisten der vielgestaltigen, zeitaufwendigen, oft kräftezehrende, gelegentlich auch unerfreulichen Arbeit der Bezirksfrau kamen mir drei weitere Merkmale in den Sinn, über die es sich meines Erachtens an einem Tag wie diesem auch lohnt, nachzudenken.
Erlauben Sie mir Ihre ehrenamtliche Arbeit einmal unter dem Aspekt der Freiheit zu beleuchten:

1. Eine Bezirksfrau hat die Freiheit zu etwas.
Sie befreit sich nicht von etwas, sie entlastet sich nicht, sie entschließt sich zu etwas.
Aus einem breiten Spektrum von Angeboten aller Art, die unsere Gesellschaft bietet, hat sie die Freiheit auszuwählen genutzt, sich für die Frauenhilfe und die Bezirksfrauenarbeit entschieden und damit öffentlich gemacht, was ihr wichtig ist.
Sie ist so frei, sich für den Nächsten zu engagieren, obwohl die Folgen einer solchen Entscheidung oft nicht absehbar, die Konsequenzen nicht vorhersehbar sind.
Die Grundlage aller Frauenhilfearbeit, die Botschaft der Bibel und die Verheißungen des Evangeliums von Jesus Christus geben der Bezirksfrau die Freiheit, sich und ihren Mitmenschen ein Umfeld zu schaffen, dass ihren Vorstellungen einer menschlichen Gesellschaft, eines Zusammenlebens in der Gemeinde und der Frauenhilfe entspricht. Bezirksfrauen stehen mit ihrem freien und freiwilligen Einsatz dafür, dass Frauenhilfe als lebendige Frauenhilfe im Alltag der Menschen auf vielfältige Weise spürbar wird.

2. Eine Bezirksfrau hat die Freiheit, etwas außerordentliches zu tun.
Alle von hauptamtlichen Tätigen geleistete Arbeit unterliegt einer gewissen Ordnung und Begrenzung.
Die Bezirksfrau ist meistens in den Arbeitsfeldern tätig, die über die Aufgabenstellung der hauptamtlichen Mitarbeiter hinausgeht. Dort, wo diese an ihre Grenzen stoßen, beginnt der Dienst einer Bezirksfrau. Dadurch leistet sie über die Ordnung des üblichen einer Kirchengemeinde hinaus Außerordentliches. Das ehrenamtliche Engagement ist mehr als selbstverständlich, es ist mehr als in Ordnung, es ist und bleibt außerordentlich.

3. Eine Bezirksfrau verrichtet ihren Dienst in großer Freiheit. Das bedeutet auch, dass sie festlegt, ob ihr Dienst Gabe oder Tausch ist. (verwendete Literatur: Ehrenamt Evangelisch. Engagiert epd Dokumentation Nr.51 Frankfurt am Main, 8. Dezember 2009)

Der Normalfall ist der Tausch. Im Zeichen des Tauschs wird immer ein eigener Nutzen erwartet: dass etwas zurückkehrt zu mir, dass ich etwas davon habe.
„Wer sich einbringt und anderen seine Zeit gibt, seine Lebenszeit, tut mehr, als nur etwas zu investieren, um etwas zurückzubekommen.“ Natürlich freuen wir uns, wenn der ehrenamtlicher Dienst uns befriedigt, uns Freude bringt an der guten Tat. Aber deshalb allein, zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse nach Anerkennung, kann eine Bezirksfrau diesen umfangreichen und teils kräftezehrenden Dienst auf Dauer nicht tun.
Im Zeichen der Gabe wird auf einen Nutzen verzichtet.
Die vermutlich wertvollsten Gaben sind:
Aufmerksamkeit, Präsenz und Dank.
Dies sind die unbezahlbaren und nicht käuflichen Gaben der Bezirksfrau!

Einer Bezirksfrau sollte daher Gabe ermöglicht werden, mit Zugaben. Denn wer seine Zeit gibt, um sich zu engagieren, der sollte mit allen Mitteln gefördert werden. Das bezieht sich auch auf Fortbildung, Erstattung von Auslagen, steuerliche Berücksichtigung, Berücksichtigung ehrenamtlich geleisteter Arbeitszeiten bei der Errechnung der Altersrente usw., um nur einige Forderungen zu nennen, die in der Stellungnahme zum Ehrenamt der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. nachzulesen sind.

Worin besteht der Sinn der Freiheit einer Bezirksfrau?
Wo einmal große Freiheit war, erwächst Verantwortung.
Verantwortung für ein Projekt, für eine Aufgabe, für einen Menschen. Damit ist das ehrenamtliche Engagement nicht mehr Selbstentfaltung, sondern es wird verbindlich.
Und kann dadurch zutiefst glücklich stimmen.

Ich hoffe, dass Sie, liebe Bezirksfrauen,
die Hervorhebung der besonderen Bedeutung, und die Ehrung Ihrer ehrenamtlichen Arbeit als Bezirksfrau der westfälischen Frauenhilfe heute spüren und erleben können.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Stunden, die vor Ihnen liegen genießen können. Mögen Sie Kraft schöpfen aus dem Miteinander heute, dem Gedankenaustausch und dem Hören auf Gottes Wort.
Mögen Sie am Ende unseres Nachmittags aus vollem Herzen einstimmen in den gottesdienstlichen Ruf:
„Komm, lass dieses Fest nicht enden, in dem wir einen Anfang sehen.“