Sehr geehrte Frau Pfarrerin Birgit Reiche,
sehr geehrte Frau Schöne,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Politik,
sehr geehrte Frau Martin,
sehr geehrte Frau Grimm,
sehr geehrte Frau Nagel,
liebes Team des Frauenhauses,
verehrte Gäste, meine Damen und Herren,

leider müssen wir davon ausgehen, dass jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt betroffen ist. Das Ergebnis einer Untersuchung der Europäischen Grundrechteagentur aus dem Jahr 2014. Dass sich daran in den vergangenen knapp zehn Jahren etwas zum Besseren gewendet hat, dafür gibt es hier keine Anhaltspunkte.

Und das wird auch von den Zahlen des Frauenhauses Soest untermauert: Allein im vergangenen Jahr haben viele (34) Frauen mit ihren (64) Kindern bei Ihnen schnelle und unbürokratische Zuflucht vor häuslicher Gewalt gefunden. Diese Zahl ist ebenso bedrückend wie die Feststellung, dass Sie in vielen, vielen Fällen Anfragen ablehnen mussten, weil Ihr Frauenhaus voll belegt, manches Mal sogar überbelegt war.

Auch nach 33 Jahren wird das Frauenhaus Soest also dringend gebraucht – vielleicht dringender als je zuvor. Deshalb ist es wichtig für unsere Gesellschaft, dass es Häuser zum Schutz von Frauen und ihren Kindern gibt und dass dank Ihrer hervorragenden Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit mehr und mehr Frauen von diesen verlässlichen Anlaufstellen wissen. Ich freue mich sehr, dass ich heute bei Ihnen sein darf, um Ihnen herzliche Grüße von Kreistag und Verwaltung zu überbringen.

Dass Ihre jahrzehntelange Arbeit nicht nur wertgeschätzt, sondern auch finanziell unterstützt wird, hat sich in jüngster Zeit im Kreistag neu gezeigt. Meine Damen und Herren, parteiübergreifend sind wir uns einig: Das Frauenhaus muss ausgebaut werden, und im Kreishaushalt werden dafür die nötigen Mittel bereitgestellt: Ob es um die zusätzliche Fachkraftstelle für die Arbeit mit den im Frauenhaus aufgenommenen Kindern geht, für die die Mittel eingeplant sind oder um das Votum für acht weitere Plätze: Einstimmig wurden die entsprechenden Beschlüsse gefasst.

Doch was den dringend erforderlichen Ausbau angeht, heißt es leider Warten - auf eine Antwort vom Bund. Ihre Fördervoranfrage im Bundesförderprogramm für die Platzerweiterung im Frauenhaus läuft bereits seit November 2021. Hier, bei uns vor Ort, scheitert es jedenfalls nicht an einer Bereitschaft zur Erweiterung!
16 Plätze sind besser als acht, doch wir alle wissen, dass acht weitere Plätze auch bei weitem nicht ausreichen: Laut der Istanbul-Konvention müsste es im Kreis Soest 30 Frauenhaus-Plätze geben.

Für die Frauen mit ihren Kindern, die in den vergangenen mehr als 30 Jahren bei Ihnen aufgenommen wurden, haben Sie und Ihre Vorgängerinnen mehr als wertvolle Arbeit geleistet: Sie bieten Stabilität und Ruhe, ein vorübergehendes Zuhause. Auch bei finanziellen und juristischen Fragenstellungen wird nach Lösungen gesucht. Die Frauen können bei Ihnen eine neue Lebensperspektive entwickeln.

Besonders hervorheben möchte ich, dass das Frauenhaus durch ein 14-köpfiges Kuratorium beraten wird, bestehend aus Fachfrauen verschiedener beruflicher Richtungen und politischer Gremien. Es ist wichtig, dass möglichst viele Kompetenzen eingebunden werden. Denn Netzwerkarbeit und die breite Unterstützung der Zivilgesellschaft sind Grundvoraussetzungen für eine zukünftig positive Entwicklung der betroffenen Frauen und Kinder. Das heißt auch, dass die Rechte der Frauen noch weiter in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden müssen. Die heutige Feier zum Jubiläum wird dieses wichtige Anliegen unterstützen. Verharmlosung und Verdrängung darf nicht weiter stattfinden!

Ich danke den Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Soest für ihre jahrzehntelange engagierte und erfolgreiche Arbeit und möchte auch allen weiteren an der Frauenhaus-Arbeit Beteiligten und insbesondere natürlich dem Träger, der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., meinen großen Dank aussprechen! Sie alle haben sich große Anerkennung verdient!

Ich beglückwünsche das Frauenhaus Soest zu dem bisher Erreichten!
Für die Zukunft wünsche ich allen, die sich für das Frauenhaus Soest engagieren, Tatkraft und Gottes Segen und der Geburtstagsfeier einen guten Verlauf.