Dokumentation

25 Jahre Haus Wegwende | 15.09.2023

Volker Bäumer

Foto: Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg

Grußwort von
Pfarrer Volker Bäumer

Diakoniepfarrer im Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg

Sehr geehrte Pfarrerin Birgit Reiche,
sehr geehrte Frau Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen Angelika Waldheuer,
geschätzte Vorstandsmitglieder,
verehrter Hausleiter Herr Jörn Hackbusch,
hohe Audienzen, Eminenzen, Magnifizenzen aus dem öffentlichen Leben,
sehr verehrte Damen und Herren,
liebe Festgemeinde,
liebe Schwestern und Brüder!

Geburtstage und sonstige Jubiläen“, dekretierte einst der Literaturkritiker Friedrich Sieburg, „sind nichts weiter als ein Tag der Waffenruhe. Der Geehrte ist an diesem Tag vor jeder Kritik geschützt. Kein Einwand kann gegen ihn erhoben werden, er hat vierundzwanzig Stunden lang recht und ist der dialektischen Verstrickung jeder normalen Existenz für diese Frist enthoben.

Dieses Diktum mag bisweilen stimmen, für den heutigen Anlass muss ich es aber strikt zurückweisen. Es gilt nicht!
Es gilt nicht für das Verhältnis, in dem wir stehen.
Nicht für das Verhältnis zwischen dem Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg mit den vielen Einrichtungen seines eigenen Diakonischen Werkes!

Im Gegenteil: Was uns bestimmt, das ist die ganz unverfälschte Freude daran und die sehr achtsame Dankbarkeit darüber, dass es seit 25 Jahren das Haus WegWende in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen in unserem Kirchenkreis geben darf, hier in Werdohl.
Dieses so wundervolle Obdach für Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Diese so wichtige Behausung!

Als Diakoniepfarrer grüße ich darum ganz herzlich von unserem Superintendenten Pfr. Dr. Christof Grote mitsamt Kreissynodalvorstand.
Besonders aber auch von der Geschäftsführerin unseres Diakonischen Werkes des Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, von Frau Iris Jänicke, mitsamt allen haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden in den Einrichtungen unseres Diakonischen Werkes.

Liebe Festgemeinde,
ich verbinde unsere Glück- und Segenswünsche beziehungsreich.
Ich verbinde sie mit der Jahreslosung, die über dem 25-jährigen Jubiläum von Haus WegWende stehen darf und stehen bleibt: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“

War es nicht auch das, was im Jahre 1998 zur Gründung und Einrichtung von Haus WegWende führte? 
Ist es nicht das, was seither Haus WegWende bestimmte?

Der großartige Impuls, Menschen mit, in und unter den Augen Gottes zu sehen. Sie mit den Augen Gottes zu suchen; sie in den Augen Gottes zu sehen; ihnen unter den Augen Gottes „Heimat“ zu geben!

Wo ich solche Augen auf mir ruhen sehe, sooft ich mit solchen Augen angesehen werde, da erfahre ich Segen. 
Segen als ein »Ja« zu meinem Leben: Ich bin gewollt, ich bin geachtet und wertgeschätzt. Gott sieht mich ausgesprochen gern an, er kann nicht satt sich an mir sehen!!!

„Gnädige Frau, wie sieht Gott mein Leben an?“ fragte einst Clemens Brentano seine Vertraute. Luise Hensel gab dem Dichter eine wunderbare Antwort: „Mein Herr, sagte sie, Gott sieht ihr Leben an wie eine Perle.“

Aber die Perle ist aus der Hand Gottes heraus in den Dreck der Erde gefallen. Jeder Mensch ist in den Augen Gottes kostbar und wertvoll. Jedes Leben ist eine Perle und ein Juwel von Gott. Jeder Mensch ist vor Gott ein Schatz und einmalig. Aber der Glanz und der Wert sind überdeckt von Erdenstaub.
Aus unserer Bestimmung, die Herrlichkeit Gottes widerzuspiegeln, sind wir herausgefallen. Nicht den Glanz Gottes, sondern die Last der Erde spiegelt unser Leben wider.
Doch Gott lässt seine Menschenkinder nicht im Dreck liegen, er lässt sie nicht in der Sünde verkommen, er lässt sie nicht in der Erde verwesen. Er macht sich auf, um seine Perlen wiederzufinden, sie aufzuheben, sie zu reinigen und ihnen ihren Glanz wiederzugeben.
Das ist eine gute Nachricht für uns alle. Und diese gute Nachricht transportiert Haus WegWende; hier wird sie erfahrbar!  

Ich schließe mit einem altirischen Segenwunsch:
Segen sei mit Dir. Der Segen strahlenden Lichtes, Licht um dich her und innen in deinem Herzen. Sonnenschien leuchte dir und erwärme dein Herz, bis es zu glühen beginnt wie ein großes Torffeuer – und der Fremde tritt näher, um sich daran zu wärmen.
Aus deinen Augen strahle gesegnetes Licht, wie zwei Kerzen in den Fenstern eines Hauses, die den Wanderer locken, Schutz zu suchen dort drinnen vor der stürmischen Nacht.