Dokumentation

25 Jahre Haus Wegwende | 15.09.2023

Heimbeirat

Grußwort des Heimbeirates Haus WegWende

Anja Holz, Martin Gierse und Michael Voß

Mein Name ist Anja Holz. Ich begrüße Sie recht herzlich zur Jubiläums-Feier „25 Jahre Haus WegWende“.
Schön, dass Sie alle so zahlreich gekommen sind.
Wir sind der Heimbeirat vertreten durch Herrn Voß, Herrn Gierse und mich Frau Holz.
Erstmal vielen Dank an dieser Stelle an die Geschäftsleitung und der Betreuung, die Tag und Nacht für uns da sind.
Hier ein kleiner Einblick aus unserem Haus.
Wir sind unterschiedliche Menschen und wir leben wie eine große Familie zusammen.
Ich gebe jetzt das Wort weiter an Herrn Voß.

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Vor etwas über zwanzig Jahren war ich, Michael Voß, sehr unglücklich. Alles, was ich hatte, waren ein Fernseher, ein paar Bücher und ein stumpfsinniger Job in einer kleinen Werkstatt für Behinderte, der mich unzufrieden machte. Ich war gezwungen, ein Dasein ohne Freunde und ohne Menschen, die sich um mich kümmerten, zu fristen. Es ging mir so unsagbar schlecht, ich war so unendlich traurig und deprimiert, dass ich mich immer wieder in ein psychiatrisches Krankenhaus einweisen lassen musste.
An jedem Abend, den ich alleine in Iserlohn lebte, kehrte ich mit entsetzlichem Kopfweh in meine einsame, kleine Wohnung zurück, einem Kopfweh, das durch Enttäuschung, Ärger, Bitterkeit und Empörung genährt wurde.
War das das Leben?
War das das große Abenteuer, dem ich in meiner frühen Jugend entgegengefiebert hatte? Würde dieses sogenannte Leben für mich nichts Anderes bedeuten, als eine verhasste Arbeit zu tun und in die Bildröhre zu starren, ohne Hoffnung auf ein besseres Morgen?

Eines Tages wurde mir von der Hans-Prinzhorn-Klinik ein Unterbringungsplatz in diesem Wohnheim, dem Haus WegWende angeboten, jenem Wohnheim für psychisch kranke Menschen, dessen 25. Jubiläum wir heute feiern wollen. Mir wurde, nachdem ich eine Zeitlang über dieses Angebot nachgedacht hatte, bewusst, dass ich nichts zu verlieren und alles zu gewinnen hatte, wenn ich mein bisheriges farbloses Leben fallen lassen und ein gänzlich neues aufgreifen würde. Also nahm ich das Angebot guten Mutes an.

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Das war die wichtigste Entscheidung, die ich in meinem ganzen bisherigen Leben getroffen hatte, denn dieser Schritt war ein Schritt heraus aus der Einsamkeit und hinein in die Geselligkeit. Ich lebe jetzt an einem Ort, an dem ich nicht in einem Fort einsam und allein, sondern unter meinesgleichen bin und bei geschulten Betreuungskräften, die ein aufrichtiges Interesse an meinem Gemütszustand und meinem seelischen Innenleben haben.
Ich kann mich jetzt in wirklich spaßige und interessante Aktivitäten mit einbringen, Feste wie dieses feiern, Ausflüge unternehmen, ja sogar Urlaub machen.
Was ich vor WegWende hatte, war eine Existenz. Was ich seit Wegwende habe, ist ein Leben.
Ich kann in meinem eigenen Zimmer allein sein, wenn ich es wünsche.
Ich kann mein Zimmer aber auch verlassen und mit meinen Freunden zusammen sein, wenn ich es begehre.
Ich habe Menschen, an die ich mich wenden kann, wenn ich mich mal nicht wohlfühle.

Seit 25 Jahren setzt man sich im Haus WegWende für Menschen wie meine Freunde und mich ein.
Ich danke meinen Freunden, ich danke meinen Betreuern, ja, ich danke dem Haus WegWende selbst.
Danke. Danke für alles.