10 Jahre TAMAR Südwestfalen | 01.10.2024
Ehemaliges Vorstandsmitglied und ehemalige Vorsitzende des Bezirksverbandes der Siegerländer Frauenhilfen
Erinnern Sie sich? „Wir geben die Hoffnung nicht auf und feiern trotzdem das fünfjährige Bestehen der Beratungsstelle TAMAR Südwestfalen“, so stand es in der Einladung zum 5. Geburtstag. Wie gut, dass wir, dass Sie und alle Beteiligten die Hoffnung nicht aufgegeben haben. Wir halten an dieser Hoffnung fest, darum freue ich mich, mit Ihnen diesen 10. Geburtstag mit einem Fachtag zu feiern.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, liebe Mitarbeiterinnen,
die Vorsitzende der Ev. Frauenhilfe in Westfalen, Angelika Waldheuer, bat mich, in ihrem Auftrag herzliche Grüße des Vorstandes auszurichten. - Sie ist leider heute verhindert, aber in Gedanken dabei. Ebenso bringe ich herzliche Grüße von Vorstand des Bezirksverbandes der Siegerländer Frauenhilfen mit.
Am 01. Oktober 2014 nahm die Beratungsstelle TAMAR Südwestfalen ihre Arbeit auf.
– Ich erinnere mich noch gut an die vielen Schritte, die vorausgingen. Wie kam es dazu?
Die langjährige Erfahrung der Evangelischen Frauenhilfe in den Beratungsstellen NADESCHDA und THEODORA in Ostwestfalen ließ vermuten, dass auch in Südwestfalen ein ähnlicher Beratungsbedarf für Frauen, die in der Prostitution arbeiten, besteht. Da lag es nahe, genauer hinzusehen und Zahlen zu ermitteln. Die Recherche zeigte schnell einen weißen Fleck bzgl. qualifizierter Beratung. Dringender Handlungsbedarf in Südwestfalen wurde deutlich. Mit einer überzeugenden Konzeption konnte Frau Reiche die Bewilligung für eine 3jährige Förderung durch „Aktion Mensch“ erreichen, so dass die Grundlage für den konkreten Aufbau einer Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle gegeben war.
Im Juni 2014 fanden eine erste Pressekonferenz und ein Fachgespräch in Siegen statt. „Von der Dorfschänke zum Sexclub, Prostitution und Menschenhandel im ländlichen Raum“, so der Titel. Die Veranstaltung erfuhr großen Zuspruch in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit.
Zur Unterstützung bildete sich schnell ein „Regionaler AK Prostitution“ mit Vertreterinnen aus örtlichen Frauenvereinen, Verbänden und Institutionen. Dank dieser geballten Frauenpower konnte in der Bevölkerung und vor allem in kommunalen Gremien das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Prostituiertenberatung im ländlichen Raum geweckt werden.
Viele Spenden ermöglichten die Anschaffung eines Beratungsbusses und – ganz entscheidend: Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen stellte zwei kompetente Mitarbeiterinnen Sabine Reeh-Bender und Barbara Batzik, später Jolante Schmidt ein.
Seit Oktober 2014 haben über 3.150 Frauen in der Region Südwestfalen das Angebot der qualifizierten Beratung der Mitarbeiterinnen genutzt.
Dahinter stehen 3.150 individuelle Lebensgeschichten, - einen kleinen Einblick erhalten wir durch die regelmäßigen und beeindruckenden Jahresberichte. Dort lesen Sie auch über die unterschiedlichen Kooperationen und Kostenbeteiligungen im Anschluss an die Förderung durch Aktion Mensch.
Es stecken unzählige Stunden Arbeit in der fortlaufenden Mittel-Akquise, dafür ganz herzlichen Dank an Frau Reiche und alle beteiligten Mitarbeiterinnen. Zur Weiterführung des Angebotes entschied sich die Frauenhilfe zwischenzeitlich eine 6-monatige Finanzierungslücke aushalten. Derzeit finanzieren die Kommunen des Beratungsgebietes zu 90% die zwei Personalstellen, Honorarkräfte und Sachkosten. 10% der Mittel kommen weiterhin aus dem Etat der Trägerin, die weiter auf Spenden angewiesen ist.
Für mich ist die Beratungsstelle TAMAR ein wunderbares Beispiel, was gemeinsam bewirkt werden kann, wenn viele Menschen an unterschiedlichen Orten am gleichen Ziel arbeiten.
Ziel von TAMAR ist es, Sexarbeitende zu unterstützen, ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben in Sicherheit zu führen. Dazu gehört auch die Unterstützung beim Ausstieg aus der Prostitution und bei der Entwicklung einer neuen Berufsperspektive.
Im Auftrag und im Namen des Vorstandes danke ich Ihnen allen für Ihr Engagement und Ihre Verbundenheit mit der Beratungsstelle TAMAR. Ich wiederhole meine Bitte vom fünften Geburtstag: Lassen Sie uns festhalten an der Hoffnung und an dem Engagement, dass es mit dieser wertvollen Arbeit auch auf Dauer weitergehen wird.
Vielen Dank.