Dokumentation

Eröffnung Neubau Haus Phöbe | 04.03.2023

Volker Neuhoff

Grußwort von
Superintendent Volker Neuhoff

Ev. Kirchenkreis Paderborn

»Junge, wiste 'ne Beer?« … (Bewohner bekommt eine Birne)
»Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.« … (Frau Vössing bekommt Korb mit Birnen)

Herr von RImbeck auf Rimbeck im Warburgland… -

Ich beginne noch mal neu
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
(Theodor Fontane)

Volker Neuhoff

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Festgäste!

Ich mag dieses Gedicht.
Weil es so segensreich endet:

So spendet Segen noch immer…

Vom Segen leben wir – auch in diesem neuen Haus:

Menschen, die alt geworden sind: Segen erfahren sie, Segen haben sie gespendet.
Menschen, die hier arbeiten: Segen haben sie erfahren, Segen spenden sie.
Menschen, die dieses Haus gegründet und übernommen haben: Segen erfahrend und spendend.
Segensreich auch Phöbe,
jene Frau, die die Bibel wegen ihres segensvollen Wirkens besonders erwähnt;
als erste Diakonisse wird sie bezeichnet und darum trägt dieses Haus ihren Namen.

Fruchtbringendes Wirken –
manchmal an Birnen sichtbar,
viel öfter noch an ganz vielen anderen Erfahrungen.
Hier sind Menschen, die auf Früchte ihres Lebens blicken können.
Und wenn man nicht knausert und spart,
dann haben noch die nächsten Generationen etwas davon.
Daran kann man sich doch im Leben erfreuen.

Und wenn ich dann sterbe?
Dann wird vielleicht gesungen:
Jesus, meine Zuversicht
und mein Heiland, ist im Leben…
Jesus, er mein Heiland, lebt:
Ich werd auch das Leben schauen…

Aber heute essen wir erst mal Birnen:
»Junge, wiste 'ne Beer?«
»Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«

Und wir feiern, dass dieses Neue Haus fertig ist,
dass der Umzug auf die andere Straßenseite gut geklappt hat,
dass Haus Phöbe auch weiterhin da ist für Menschen, die alt geworden sind und Pflege brauchen.

Am 23. März 2009 übergab um 9.30 Uhr die damalige Kirchengemeinde Scherfede-Rimbeck die Schlüssel von Haus Phöbe an die westfälische Frauenhilfe.
Damals endete eine 57-jährige Trägerschaft.
Aber nicht die Beziehung zu diesem Haus.
Sie ist weiterhin lebendig.

Ich darf heute auch die Grüße der Ev. Kirchengemeinde Altkreis Warburg an Sie alle ausrichten.
Viele Jahre ist Pfarrer Wendorf hier ein- und ausgegangen.
Heute ist Pfarrerin Müller oftmals da oder es kommen Pfr. Wilke oder die Zionsbergschwestern.
Dann wird Gottesdienst gefeiert,
dann wird deutlich, wo Segen gespendet wird für das Leben,
dann kommt in den Liedern vor, dass Jesus unsere Zuversicht ist.
Und im Advent gibt es wieder den lebendigen Adventskalender.

Als Superintendent freue ich mich daran, dass Haus Phöbe zur guten Nachbarschaft gehört.
Ich gratuliere Ihnen zum Neubau und wünsche Ihnen allen hier Gottes reichen Segen.

Damit es nicht nur heute Birnen gibt, sondern über Generationen hinweg,
schenken Ihnen Kirchenkreis und Kirchengemeinde einen Birnbaum,
der dann gepflanzt wird, wenn es mit der Gartengestaltung weitergeht.

Schließen möchte ich mit zwei Liedversen, die lange nach Theodor Fontane geschrieben wurden, nämlich 1977, aber sie passen zum Baum und zu diesem Haus:

Komm, bau ein Haus, das uns beschützt,
pflanz einen Baum, der Schatten wirft,
und beschreibe den Himmel, der uns blüht,
und beschreibe den Himmel, der uns blüht.

Lad viele Alte ein ins Haus, bewirte sie bei unserm Baum,
lass sie dort frei erzählen, von Kreisen die ihr Leben zog,
lass sie dort lang erzählen, wo der Himmel blüht.

(Es gilt das gesprochene Wort)