Der Sonntag war in erster Linie dem Besuch des Jing Si Klosters und der Tzu Chi Stiftung in Hualien gewidmet. Aufs freundlichste wurde die Gruppe von jedermann und jederfrau auf dem Gelände des Zentrums begrüßt. Die Nonne Dharma Master Huan, gebürtig aus Malaysia, gab einen kurzen, aber intensiven Überblick über Leben und Werk der Gründerin des Ordens und der Stiftung. Schon als junge Frau zog Dharma Master Cheng Yen Ende der 1960er Jahre an die Ostküste Taiwans. Ihr Orden begann mit 5 Schülerinnen, die Stiftung mit 30 Hausfrauen, die täglich zwei Cent ihres Haushaltsgeldes spendeten. Daraus wurde eine monastische Gemeinschaft von über 200 Nonnen die in Hualien leben und eine weltweite Organisation mit Hilfsstrukturen in über 50 Ländern. Den Grundwerten Wohltätigkeit, Bildung, Medizin und humanistische Kultur verpflichtet, akzeptieren die buddhistischen Nonnen keine Spenden, sondern arbeiten für ihren Lebensunterhalt. Eine Porzellanmanufaktur, eine Kerzenfabrik, Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion gehören dem Kloster und werden von den ihnen bewirtschaftet. Angestellte kümmern sich um das Management der Stiftung, um Krankenhäuser in ganz Taiwan und Schulen weltweit. Dazu kommen noch tausende von Ehrenamtlichen in vielen Ländern, die bei Katastrophen schnell einsetzbar sind. Die Gruppe war schlichtweg beeindruckt von Reduziertheit der Gebäude und von der Herzlichkeit und Professionalität der Menschen, die uns begegneten. Das Mittagessen für wahrscheinlich 500 Menschen war einfach, ausgewogen und schmackhaft. Reich beschenkt durch kleine Gabentüten (wie sollte es anders sein), aber vor allem durch die Erfahrung im Kloster machten wir uns auf den Weg in die Taroko Schlucht. Hier wartete das Besucherzentrum mit einem kurzweiligen und interessanten Film über die Schlucht als natürliche Arche von Flora und Fauna auf. Die Schlucht hatte es allerdings schwer, bei uns zu punkten. Einmal weil wegen des Erdbebens im vergangenen Jahr immer noch viel abgesperrt ist und wir kaum weiter kamen als drei Schritte vom Parkplatz. Wahrscheinlich aber eher, weil alle angefüllt und erschöpft von den Eindrücken im Kloster waren.
Zurück im Hotel stand ein kleiner Gedankenaustausch an und eine kurze Ruhepause. Danach ging es zum Essen, wohin auch sonst. Schon wieder eine völlig neue Geschmackserfahrung einer ostasiatischen Fusion-Küche. Taiwan ist auch kulinarisch eine Reise wert. Und warum sollten nur die Koffer, nicht auch deren Besitzerinnen schwerer werden?!
Morgen beginnt dann unser letzter kompletter Tag auf der so vielfältigen und spannenden Insel.