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Letzter Tag

Liebe Frauen und Angehörige, hier meldet sich Soest.  Leider ist die Internetverbindung nicht stark genug, dass die Reiseleitung Antje Lütkemeier sich wie gewohnt mit ihrem Input meldet.  Stattdessen ist es Soest mit meiner Wenigkeit - Manuela Schunk.

Allen geht es gut und sie sind auf einem guten und problemlosen Flug nach einem vielfältigen, spannenden und interessanten Reiseverlauf.

Antje Lütkemeier schrieb vor dem Boarding:

Heute war noch mal ein guter Tag. Wir hatten ein Treffen im Taiwan women's Center.  Einer Stiftung für Frauenrechte  etc.
Da waren sogar die Frauen vom YWCA nochmal,  die uns verabschieden wollten.  Danach fuhren wir in ein kleines Freilichtmuseum, ein traditionelles taiwanesischen Herrenhaus. Es war anscheinend gerade das richtige weil glückverheissende Datum für Hochzeitsfotos. Gleich 4 Paare ließen sich von ihren Fotografen in die richtige Fotoposition bringen.  Auch einen kleinen Besuch im daoistischen Longshan Tempel konnten wir noch schaffen.  Dann ging es zum Flughafen.  

 

Wege zwischen Himmel und Erde

Liebes Reisetagebuch,

der letzte komplette Tag in Taiwan brach an und ein Regenbogen verabschiedete uns aus Hualien. Auf der Suao -Hualien-Straße ging es an der Ostküste entlang und manchmal konnte schon der Eindruck entstehen, wir bewegen uns irgendwo zwischen Himmel und Erde. Auf der linken Seite des Weges erheben sich steile Berge, auf der rechten Seite fälllt das Terrain steilins Meer ab. Wir waren einmal mehr dankbar für Herrn Yje, den besonnenen und souveränen Busfahrer. Die Aussichtsparkplätze entlang der Strecke waren allesamt noch im Bau nach der Zerstörung durch das Erdbeben imvergangenen Jahr. So fand der erste Stopp an einem kleinen Geschäftszentrum in einem Beton-Dorf statt. Der Ort lebt von der Beton-Produktion. So ist auch alles mögliche aus diesem Baustoff gefertigt, auch die Waschbecken der Toilettenanlage. Nach Kaffee und einigen Shopping-Aktivitäten ging es weiter zur Hafenstadt Suao. Der Rundgang hier ließ an der Seetüchtigkeit so einiger der Schiffe zweifeln, erkundete einen weiteren Mazu-Tempel und zeigte kulinarische Herausforderungen wie z.B Handtellergroße Fischaugen. Der nächste Halt regte mehr zum Probieren an. Eine ganz offensichtlich  auch bei einheimischen Menschen beliebte Bäckerei für Kekse und Kuchen hielt großzügig Kostproben bereit. Abzulehnen wäre sicherlich unhöflich gewesen und wir bemühen und doch, Kultur-sensibel zu reisen. Also futterten wir uns durch das Angebot.

Durch langgestreckte Tunnels erreichten wir Taipeh im Regen. Nach einer Ruhepause im Hotel fuhren wir zum Abschieds-Dinner im noblen Grand Hotel. Früher ausschließlich Staatsgästen vorbehalten, dürfen sich mittlerweile auch andere Gäste und Touristinnen  am exzellenten Buffet bedienen. Ein weiterer kulinarischer Höhepunkt der Reise. Satt und fröhlich konnte unsnicht einmal der stärker werdende Regen stören. Und morgen heißt es Koffer packen und Abschied nehmen vom gastfreundlichen und interessanten Taiwan. 

Besuch in einer Oase des Friedens

Der Sonntag war in erster Linie dem Besuch des Jing Si Klosters und der Tzu Chi Stiftung in Hualien gewidmet. Aufs freundlichste wurde die Gruppe von jedermann und jederfrau auf dem Gelände des Zentrums begrüßt. Die Nonne Dharma Master Huan, gebürtig aus Malaysia, gab einen kurzen, aber intensiven Überblick über Leben und Werk der Gründerin des Ordens und der Stiftung. Schon als junge Frau zog Dharma Master Cheng Yen Ende der 1960er Jahre an die Ostküste Taiwans. Ihr Orden begann mit 5 Schülerinnen, die Stiftung mit 30 Hausfrauen, die täglich zwei Cent ihres Haushaltsgeldes spendeten. Daraus wurde eine monastische Gemeinschaft von über 200 Nonnen die in Hualien leben und eine weltweite Organisation mit Hilfsstrukturen in über 50 Ländern. Den Grundwerten Wohltätigkeit, Bildung, Medizin und humanistische Kultur verpflichtet, akzeptieren die buddhistischen Nonnen keine Spenden, sondern arbeiten für ihren Lebensunterhalt. Eine  Porzellanmanufaktur, eine Kerzenfabrik, Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion gehören dem Kloster und werden von den ihnen bewirtschaftet. Angestellte kümmern sich um das Management der Stiftung, um Krankenhäuser in ganz Taiwan und Schulen weltweit. Dazu kommen noch tausende von Ehrenamtlichen in vielen Ländern, die bei Katastrophen schnell einsetzbar sind. Die Gruppe war schlichtweg beeindruckt von Reduziertheit der Gebäude und von der Herzlichkeit und Professionalität  der Menschen, die uns begegneten. Das Mittagessen für wahrscheinlich 500 Menschen war einfach, ausgewogen und schmackhaft. Reich beschenkt durch kleine Gabentüten (wie sollte es anders sein), aber vor allem durch die Erfahrung im Kloster machten wir uns auf den Weg in die Taroko Schlucht. Hier wartete das Besucherzentrum mit einem kurzweiligen und interessanten Film über die Schlucht als natürliche Arche von Flora und Fauna auf. Die Schlucht hatte es allerdings schwer, bei uns zu punkten. Einmal weil wegen des Erdbebens im vergangenen Jahr immer noch viel abgesperrt ist und wir kaum weiter kamen als drei Schritte vom Parkplatz. Wahrscheinlich aber eher, weil alle angefüllt und erschöpft von den Eindrücken im Kloster waren. 

Zurück im Hotel stand ein kleiner Gedankenaustausch an und eine kurze Ruhepause. Danach ging es zum  Essen, wohin auch sonst. Schon wieder eine völlig neue Geschmackserfahrung einer ostasiatischen Fusion-Küche. Taiwan ist auch kulinarisch eine Reise wert. Und warum sollten nur die Koffer, nicht auch deren Besitzerinnen schwerer werden?!

Morgen beginnt dann unser letzter kompletter Tag auf der so vielfältigen und spannenden Insel.  

Im Osten viel Neues

Vorweg eine Info zur Beruhigung aller Daheimgebliebenen: Von dem schrecklichen Erdbeben in Myanmar und Thailand haben wir hier nichts gespürt, sondern nur aus der Presse erfahren.

 Die Ostküste entlang setzten wir unsere Taiwan-Umrundung in nördlicher Richtung fort. Zwischen Wolkenverhangenen Bergen zu unserer Linken und aufgewühltem Pazifik zu unserer Rechten schlängelte sich die Straße. Ein erster Halt bescherte uns atemberaubende Aussichten auf die die Küstenlinie. Die ein oder andere Reisende nutzte die Gelegenheit, um die Teilnehmer*innen eines Triathlon anzufeuern, die gerade ihre Radstrecke absolvierten. Einige Triathlet*innen bedankten sich im Vorbeifahren. Den größten Spaß an uns hatte allerdings ganz offensichtlich der Streckenposten.

Nächste Station war die Folklore-Vorführung der indigenen Amis. Die Amis sind mit ca. 210.000 die größte Gruppe der Ureinwohner Taiwans. Traditionell lebten sie von Fischfang und Landwirtschaft, mittlerweile arbeiten viele in der Tiefseefischerei oder in technischen und anderen Berufen in den großen Städten der Insel. Die Amis sind einer der wenigen matrilinearen Bevölkerungsgruppen Taiwans. Seit allerdings die Amis in den 1960er Jahren mehr Kontakt zur Außenwelt hatten, waren auch hier die guten Sitten ruiniert. So stand auf der Folklore-Bühne ein Mann im Mittelpunkt.  Zum größten Vergnügen  der anwesenden taiwanesischen Touristen plauderte  er  in bester Entertainer-Manier. Die deutschen Frauen konnten nur vermuten, dass die Unterhaltung großartig war. Die chinesisch-sprachigen Zuhörer*innen waren nämlich geradezu hingerissen und hingen gebannt an seinen Lippen. Von Zeit zu Zeit betraten weitere Menschen die Bühne, musizierten auf  Bambus-Instrumenten und sangen.  Die musikalische Darbietung war schön, die größere Attraktion allerdings waren die Reaktionen der Zuschauer*nnen auf Alleinunterhalter und Band.

 Ein weiterer Stopp führte zur achtbogigen Brücke, die sich wie ein See-Drache zur Insel Sanxiantai erstreckt. Auf der Insel sollen in grauer Vorzeit drei von acht chinesichen Heiligen oder Unsterblichen gestrandet sein. Von ihnen war nichts mehr zu entdecken; für einen lngeren Aufenthalt ist die Insel selbst für Heilige zu klein. Dafür aber gab es jede Menge wunderschöner Steine, viele unbekannte Pflanzen und großartige Ausblicke.

Unser nächster Punkt des Tagesprogramms wartete schon auf uns. Eine Frau stellte uns in Hualien die beeindruckende Arbeit der mennonitischen Good Shepherd Gemeinde und Organisation vor. Seit den 1970er und 80er Jahren arbeiten sie besonders mit indigenen Frauen und Mädchen.  Arbeit mit Opfernvon Menschenhandel, Unterstützung für gefährdete Mädchen und Frauen, Berufsbildung und noch viel mehr gehört zu den Aktivitäten. Einige Produkte der Nähwerkstatt wurden gerne geshoppt. Natürlich nur, um die gute Arbeit zu unterstützen. 

Der offizielle Tag endete mit einem Abendessen im Hotel. Staunenswert, auf wie viele unterschiedliche Weisen Suppe, Schweinshaxe, Fisch und Reis zubereitet werden kann. Es bleibt spannend.   

Sorgen und Staub abschütteln ist schwer

Der Tag begann mit einem sehr eindrücklichen Besuch bei der "Garden of Hope" Stiftung. Die landesweite Organisation kümmert sich um Überlebende von häuslicher Gewalt, von Menschenhandel und von sexuellen Übergriffen. Außerdem bieten sie Präventionskurse, sind Trägerin von Häusern fürFrauen und Mädchen, machen Berufsbildung und noch einiges mehr. Eines der Projekte, ein kleiner  Laden für Secondhand-Kleidung und Upcycling konnten wir im Anschluss besuchen. Auch wenn die Gesetze für Gleichberechtigung und zum Schutz von Frauen vorbildlich sind, ist doch die Umsetzung häufig schwierig. Wir waren auf jeden Fall beeindruckt von der Energie und Professionalität der Vertreterinnen der Stiftung, die wirklich Hoffnung verbreitet. Einen kleinen informativen Ausflug in die Geschichte der taiwanesischen Plastik-Produktion nahmen wir gerne mit. Besonders, wo doch der Gründer und Präsident der Firma ein Mann mit  einem großen Herz für karitative Arbeit gewesen ist.   

Anschließend  machten wir uns auf den Weg in den Osten der Insel. Die Farm eines Ananas-Bio-Bauern war in jedem Fall einen Abstecher wert.  Zunächst wurden wir mit frischen Ananas bewirtet, das befriedigte den mittäglichen Appetit. Ein kleiner Image-Film über die Arbeit der Farm löschte den Wissensdurst. Auf dem Rundgang über das Gelände begegneten wir einigen schon bekannten  Pflanzen und lernten umsomehr neue  kennen. Ein unerwartetes Erlebnis war die Passionsfrucht-Anpflanzung zum selbsternten.

Danach überquerten wir die zentrale Gebirgskette (glücklicherweise sehr bequem im vom Fahrer souverän gesteuerten Bus). Nachdem es auf der Farm sicher noch über 30  Grad Celsius gewesen waren, stiegen wir bei einem kleinen Halt in deutlich kühlere Temperaturen aus.  Die pazifische Küste Taiwans präsentierte sich  wolkenverhangen und mit streckenweise leichtem Regen.  Unser Hotel für diese Nacht entschädigte allerdings durch ein großartiges Abendessen und ein interessantes Abendprogramm. Die Klugen badeten in den heißen Quellen. In 38 oder sogar 42 Grad heißem Wasser ließ es sich trefflich Sorgen und Staub abschütteln. Das Resultat war komplette Tiefenentspannung. Die Mutigen nahmen am Bastel-Programm des Hotels teil. Und der Rest träumt schon dem morgigen Tag entgegen. 

Der Buddha war ganz anders

Buddhas Berg des Lichts war unser erstes Ziel des Tages. Nach einer Stunde Busfahrt erreichten wir den beeindruckend großen Komplex des FoGuang Shan Klosters und Museums. Ein Ehrenwerter Mönch aus dem Burgenland begrüßte die Gruppe, führte uns durch die Klosteranlage, erklärte das eine und andere über  Buddhismus, chinesische Volksreligion, Flora und Fauna des Klosters und Taiwans oder auch Südafrikas. Außerdem tat er sein möglichstes, die Besucherinnen durch seinen Charme zu becircen. Buddhas Berg des Lichts war in der Tat ein Berg, die vielen Stufen und Anstiege verlangten schon einiges an Disziplin und Durchhaltevermögen. Vor allem,  weil auch viel Licht im Spiel war - die Sonne brannte heiß.  Erst 1967 von Hsing Yun, einem gelehrten Mönch gegründet, ist das Kloster mittlerweile das größte in Taiwan.  Der Orden ist Zentrum eines weltweiten Netzwerks von Klöstern,  Schulen, Kliniken und Kulturzentren. Was allerdings die Charakteristika des humanistischen Buddhismus sind, dem der Orden verpflichtet ist,  konnten unsere Fragen nicht aus unserem Ehrenwerten Klosterführer herauskitzeln. Wir haben verstanden: Buddha ist ganz anders.

Anschließend besuchten wir das zum Komplex gehörige Buddha Museum. Einigen gelang es sogar, vor der Mittagsmeditation einen kurzen Blick auf den größten Schatz des Museums zu werfen, die Zahnreliquie des Buddha. Nach der Mittagspause machten wir uns auf den Weg nach Süden, zum Lotus-See in der Stadt Kaohsiung.  Ein kleiner Spaziergang am Seeufer entlang brachte uns zu den frisch renovierten Drachen- und Tiger-Pagoden (leider hatten sowohl Drache wie auch Tiger ihre Mäuler verschlossen und verwehrten uns den Eintritt). Frühlings- und Herbst- Pavillon und zwei Tempel   luden hingegen zum Besuch ein. Einige Mutige durchschritten sogar die Dracheninnereien am Seeufer.

Eine kurze Fahrt brachte uns zum Hotel. Nach dem vorzüglichen Abendessen ließen einige Frauen den Abend bei einem Bummel am Liebesfluss ausklingen. Wie kommt der Fluss zu seinem poetischen Namen?  Ein lauschiger Park am Ufer? Ein zerbrochenes Geschäftsschild? Ein suizidales Liebespaar? Eine Etymologie ist wahrscheinlich so gut wie die andere. Und morgen geht es über die Berge in östlicher Richtung.

Frauen- von unsichtbar bis Macherinnen

Der erste Programmpunkt an diesem Mittwoch war das Ringen um das Frühstück. 150 chinesische Jugendliche hatten hier die  deutlich besseren Startbedingungen. Aber letztlich musste niemand hungrig in den Tag gehen. Im Wen-Wu-Tempel war es deutlich ruhiger. Hier konnten wir gemächlich die nach einem Erdbeben 1999 neu errichtete Anlage erkunden, buddhistische  und Daoistische Gottheiten kennenlernen und Meister Konfuzius unsere Hochachtung erweisen. Frauen waren im hier vertretenen Pantheon deutlich in der Minderzahl, wenn nicht gar komplett unsichtbar. Nicht nur deshalb fuhren wir weiter Richtung Süden.

Beim nächsten Halt trafen wir auf eine ältere Dame, die mit Sohn und Schwiegertochter Ananas frisch vom Feld anbot, dazu verschiedene Ananas-Produkte. In Summe haben wir wahrscheinlich das halbe Feld aufgefuttert. So köstlich wie diese Früchte sind Ananas allerdings auch sehr selten. Und die Bäuerin hatte ihre Freude an unserer Begeisterung.

Nächster außerplanmäßiger Halt war das Hinoki-Dorf. Eine alte Waldarbeiter-Siedlung aus der Zeit der japanischen Besatzung hat sich seit 10 Jahren gemausert zu einem Areal mit kleinen Cafés, Restaurants und Geschäften für Kunsthandwerk, Geschenke und Überflüssiges. So war für jede etwas dabei und die Mittagspause entspannt.

Nachmittags trafen wir Vertreterinnen (und einen Vertreter!) der Frauenrechtsorganisation Tainan. Starke, aktive Frauen, mit denen wir sehr schnell auf einer Erfahrungsebene waren. Mangelnde Frauenrechte und Gewalt gegen Frauen sind offensichtlich leider weltumspannend. Mit beeindruckenden, und manchmal skurril anmutenden, Projekten arbeitet die Organisation dafür, Frauen Selbstvertrauen und Würde zu vermitteln. 

Auch ungeplant und im Hui versuchten wir, den Sonnenuntergang bei der Statue der Meeresgöttin Mazu zu erwischen. Die Sonne war weg, die Göttin noch da - immerhin. Danach gab es allerdings viele Lichter. Alle waren rot. Es schien, als wollten sämtliche Ampeln Tainans unser Abendessen verhindern. Mit deutlicher Verspätung wurden uns dennoch köstliche Speisen serviert. Und die Hotelbetten waren auch nicht weit.

  

Information

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist ein Mitgliederverband, ein Trägerverein und Bildungsanbieterin als Teil des Evangelischen Erwachsenenbildungswerkes Westfalen und Lippe e.V.
Sie ist ein eingetragener Verein und tätigt die gemeindebezogene Frauenarbeit in Westfalen in Bindung an die Evangelische Kirche von Westfalen.