Sehr geehrte Damen und Herren,
verehrte Ehrengäste,
liebe Frau Weigt-Blätgen,
liebe Ulrike Dustmann,
liebes Frauenhilfe-Team!!!

Wir feiern heute „20 Jahre Frauenhaus Soest“! Ist das wirklich ein Grund zum Feiern?
Sicherlich zunächst einmal ein Grund zurückzublicken.
Als ich die Einladung bekam, konnte ich es kaum glauben - 20 Jahre ist das her!?
Erinnerungen wurden wach. Wie war das damals?
Es waren bewegte Zeiten und ich war dabei.

In Soest hatten sich zwei Beratungsstellen etabliert. Der Verein „Frauen helfen Frauen“ seit 1981 und die „Autonome Fraueninitiative - Frauenhaus Kreis Soest.!
Beide Einrichtungen wollten das Gleiche, nämlich misshandelten und von Gewalt bedrohten Frauen und deren Kinder Zuflucht geben. Der ländliche Raum war damals deutlich unterversorgt. Er herrschte die Meinung: „Wir brauchen doch das hier nicht, hier ist alles in Ordnung.“

Ich habe noch die Worte eines damaligen Fraktionskollegen im Ohr: „Ja, ja, zuerst einmal Bedarfe schaffen.“ Ich war geschockt, aber glauben Sie mir, es war auch Motivation! Nach dem Motto: „Jetzt erst recht!“ Obwohl die beiden bestehenden Beratungsstellen das Gleiche - ja sogar das Selbe wollten, gingen wir verschiedene Wege.

Der „Autonomen Fraueninitiative“ war es wichtig, autonom ein Frauenhaus zu schaffen.
Der Verein „Frauen helfen Frauen“ hatten sich nach ersten Gesprächen mit Pfarrer Albert Stutte und Mitarbeiterinnen der Frauenhilfe entschieden, den Weg zur Schaffung eines Frauenhauses mit der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen als Träger gemeinsam zu gehen. Wir hatten einen starken Partner gefunden. Eine gute Entscheidung, denn so kamen wir unserem Ziel immer näher.

Am 2. Mai 1990 war es dann soweit, das Frauenhaus Soest wurde eröffnet. Es gab zu der Zeit 46 Frauenhäuser in NRW. Das Land übernimmt 90% der Personalkosten.
Der Kreis Soest beteiligt sich mit 80% an den Sachkosten und die Evangelische Frauenhilfe als Träger übernimmt den Rest.

Ein neu gegründetes Kuratorium nimmt seine Arbeit auf. Die beiden Beratungsstellen unterstützen die Arbeit im Frauenhaus ehrenamtlich. Hauptamtlich übernimmt Ulrike Dustmann die Leitung, an ihrer Seite zwei Halbtagskräfte, die für Organisation und Verwaltung die Verantwortung tragen.

Ulrike Dustmann kam als junge Sozialpädagogin nach Soest. Das war gut und sie stimmen mir sicherlich zu, wenn ich sage: „Sie war und ist ein Glücksgriff für das Frauenhaus. Sie hat in den vergangenen 20 Jahren dem Haus mit großem Engagement ihren ganz persönlichen Stempel aufgedrückt. Hierfür, liebe Ulrike, unseren ganz besonderen Dank.“

Noch einmal zurück zum 2. Mai 1990. Noch am Tag der Eröffnung kamen die ersten drei Frauen mit ihren Kindern, sie hatten seit Monaten auf diesen Augenblick gewartet.
Am 11. Mai war in der Westfalenpost zu lesen: „Soester Frauenhaus hat schon nach wenigen Tagen der Eröffnung mehr als die Hälfte aller Betten belegt. Ulrike Dustmann bittet daher Soester Bürgerinnen und Bürger um Sachspenden wie Bettzeug, Kinderspielzeug und Kleidung für Frauen und Kinder.“

So begann die Arbeit damals und heute nach 20 Jahren belegen Zahlen, dass das Frauenhaus in Soest eine unverzichtbare Einrichtung ist. Immer noch!
Es kommen nicht weniger schutzsuchende Frauen. Im Gegenteil!
Jeder Fall ist einer zuviel - deshalb ist es heute richtiger und wichtiger denn je, dass es für Frauen und ihren Kinder einen solchen Ort der Zuflucht, der Ruhe und auch der Hoffnung gibt.

Wir sind der Evangelischen Frauenhilfe nach wie vor sehr, sehr dankbar, dass sie - meine verehrten Damen und Herren - diese wichtige Entscheidung in unserer Stadt und im Kreis Soest seit 20 Jahren federführend verantworten.
Die Stadt Soest, Rat und Verwaltung gratulieren zum heutigen Jubiläum.
Wir sind froh, Sie in unseren Mauern zu wissen!

Ein besonderer Dank gilt an diesem Tag allen hauptamtlichen, ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, sowie allen Menschen, die sich für das Soester Frauenhaus engagieren. Ich wünsche dem Soester Frauenhaus alles Gute für die Zukunft und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit!

Marita Stratmann
Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Soest