Grußwort Ina Scharrenbach
Ministerin für Heimat, Kommunales
Bau und Gleichstellung
des Landes Nordrhein-Westfalen

© MHKBG 2017 / F. Berger
Liebe Frau Pfarrerin Reiche,
liebe Mitarbeiterinnen,

Ihr Engagement gilt Frauen, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden. Dabei müssen Sie in der Beratung bei jedem Einzelfall genau hinsehen und differenziert handeln.

Eine Tätigkeit in der Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere, auch dann nicht, wenn sie scheinbar freiwillig und selbstbestimmt ausgeübt wird. Viele Frauen fürchten Stigmatisierung und Ablehnung, wenn ihre Tätigkeit öffentlich bekannt wird.

Aber auch mit Kriminalität, Menschenhandel und Zwangsprostitution werden Sie als Beraterinnen in Ihrer täglichen Arbeit konfrontiert. Ihre Absicht zu helfen kann an Grenzen stoßen, wenn zum Beispiel Opfer und Täter familiär miteinander verbunden sind und das Opfer Angst hat, sich aus dieser Beziehung zu lösen.

Viele der Frauen, die Unterstützung in der Beratungsstelle TAMAR finden, sind aus Armut zugewandert und erleben auch hier Armut und soziale Ausgrenzung. Die Frauen sprechen kaum unsere Sprache, haben außerhalb ihrer Arbeit selten Kontakte und wissen nichts über Unterstützungs- und Hilfeleistungen. Sie kennen weder ihre Rechte und Möglichkeiten noch ihre Pflichten.

TAMAR hat sich zur Aufgabe gemacht, die Frauen zu beraten, vorurteilsfrei und wertschätzend. Die Beraterinnen gehen auf die Frauen zu, sprechen mit ihnen und erfahren viel über ihre Lebenssituationen. Wahrscheinlich sind Sie oft die einzigen Vertrauten. Aus Ihrer Erfahrung heraus wissen Sie, mit welchen Schwierigkeiten die Frauen umgehen müssen. Wenn Sie zum Beispiel in der Beratung Anzeichen dafür finden, dass eine Frau mit falschen Versprechungen gelockt wurde, können Sie Wege für den Ausstieg suchen. Sie kümmern sich, wenn Kinder betreut werden müssen. Manchmal bleibt Ihnen aber auch nichts weiter zu tun, als einfach nur zuzuhören und für Menschen in ihrer Not da zu sein.
Darin liegt vielleicht das Wertvollste Ihrer täglichen Arbeit: Sie setzen dem Schicksal Ihre Menschlichkeit entgegen – Ihr Einfühlungsvermögen und eine tief verwurzelte christliche Nächstenliebe.

Liebe Frau Pfarrerin Reiche,
liebe Mitarbeiterinnen,
vielen Dank für Ihren Einsatz, für Ihren Mut und Ihre Mutmachungen. Sie sind da, wenn andere sich umdrehen und weitergehen. Bitte bleiben Sie auch in Zukunft mit Herzblut bei der Sache, kehren Sie Not in Zuversicht um.