Grußwort der Landtagsabgeordneten
Berivan Aymaz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Sprecherin für Integrationspolitik, Flüchtlingspolitik und Internationales/Eine Welt

Sehr geehrte Frau Reiche,
sehr geehrte Frau Schnittker,
sehr geehrte Frau Pfarrerin Weigt-Blätgen,
sehr geehrte Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle NADESCHDA
liebe Gäste,

ich freue mich sehr, dass ich heute zu Gast sein darf bei Ihrer Jubiläumsfeier. Ich möchte Ihnen im Namen der Grünen Landtagsfraktion NRW sehr herzlich zum 20-jährigen Bestehen gratulieren und Ihnen für Ihr Engagement und den unermüdlichen Einsatz ganz besonders danken. Und bei den großen Verdiensten von Nadeschda für die Frauen in Ostwestfalen-Lippe möchte ich die Verbundenheit zu den beiden jüngeren Schwesterorganisationen nicht unerwähnt lassen.
Denn NADESCHDA ist eng eingebunden in die Familie der Evangelischen Frauenhilfe und daher erlaube ich mir, an dieser Stelle auch THEODORA und TAMAR ganz herzlich zu grüßen und ihnen für die Arbeit zu danken.

Aber zurück zur Jubilarin. Vor 20 Jahren erblickte NADESCHDA das Licht der Welt. Und in dieser Zeit ist sie enorm gewachsen.

Als Kölnerin glaube ich ja schnell, dass es nichts Größeres gibt als Köln.
Aber in Vorbereitung dieser Veranstaltung habe ich realisiert, wie enorm groß die Fläche ist, in der Nadeschda Frauen Hilfe und Unterstützung anbietet. Das finde ich außerordentlich beeindruckend.

Und die Hilfe und Unterstützung für Opfer von Menschenhandel ist immer noch unverzichtbar. Vielleicht in Zukunft noch mehr als in der Vergangenheit. Im Festvortrag hat Naile Tanış eindrucksvoll auch die vielfältigen und neuen Phänomene des Menschenhandels dargestellt. Sowohl Ihr Vortrag als auch die parallel in diesen Räumlichkeiten stattfindende Fotoausstellung über Frauen auf der Flucht fordern uns auf, die Situation von Frauen und Kindern auf den gefährlichen Fluchtrouten noch viel stärker in den Blick zu nehmen. Denn nicht selten sind sie dort kriminellen Strukturen ausgesetzt und werden zu Opfern von Gewalt oder Ausbeutung.
Wir müssen uns aber auch noch mehr als in der Vergangenheit damit beschäftigen, denn auch mit dem neuen Prostituierten-Schutzgesetz – welch irreführender Name - hat sich die Situation für die betroffenen Frauen eben nicht verbessert.

Jetzt mag sich die ein oder der andere fragen, was hat das mit Menschenhandel zu tun? Und es ist gut, wenn Prostitution und Menschenhandel nicht in einen Topf geworfen werden. Ich denke aber, wir sind uns alle auch der Tatsache der fließenden Übergänge zwischen selbstbestimmter Prostitution und Menschenhandel bewusst. Insbesondere die sogenannte Armutsprostitution macht Sexarbeiterinnen vulnerabel für Ausbeutung und Wege in die Zwangsprostitution.

Und genau hier greift das neue Gesetz leider gar nicht.
Mehr Überwachung und mehr Kontrolle sind völlig ungeeignet, ein mehr an Schutz zu erzeugen. Ich fürchte gar, dass dieses Gesetz mehr schaden als schützen wird. Denn die Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass freiwillige Beratung gerne angenommen wird. Allerdings führen Repression und Kontrolle häufig nur dazu, dass der Weg in die Illegalität – freiwillig oder unter Zwang - gewählt wird.

Und genau auf diese Gefahr haben Sie mit vielen anderen Frauen immer wieder hingewiesen. Und für diese Stimme mit Erfahrung aus der Praxis sind wir Ihnen äußerst dankbar.

Denn genau das ist es doch auch, was NADESCHDA auszeichnet. NADESCHDA hilft nicht nur den Betroffenen in der jeweiligen konkreten Notsituation, sondern betreibt auch hervorragende Informations-und Öffentlichkeitsarbeit. Und: NADESCHDA ist national und international sehr gut vernetzt.

Vor diesem Hintergrund würde ich mich sehr freuen, wenn wir die Zusammenarbeit intensivieren würden, vielleicht auch im Rahmen ihrer nächsten internationalen Fachtagung. In meiner Funktion als Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion für Flüchtlings-, Integrationspolitik und Internationales gibt es viele Schnittmengen und gemeinsam können wir sicherlich wichtige Initiativen anstoßen.

Und ich kann Ihnen versichern, dass ich zusammen mit meinen Grünen Kolleg*innen in Land, Bund und Kommune weiter dafür streiten und kämpfen werde, dass

Durch Ihre Arbeit, liebes Team von NADESCHDA, geben Sie Frauen Hoffnung in oft ausweglosen Situationen. Aber nicht nur Hoffnung, sondern auch Halt und Perspektive. Daher wünsche ich Ihnen weiterhin viel Kraft und Zuversicht, damit sie auch in den nächsten 20 Jahren weiterhin so engagiert und kämpferisch Hilfe für die Opfer von Menschenhandel leisten können.

Vielen Dank!