Grußwort von Dr. Astrid Giebel,
Stabsstelle Theologie im Vorstandsbüro Sozialpolitik der Diakonie Deutschland

Sehr geehrte, Frau Schnittker als Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe von Westfalen,
sehr geehrte Frau Weigt-Blätgen als leitende Pfarrerin,
sehr geehrte Frau Reiche als Leiterin von Nadeschda –
liebe Mitarbeiterinnen von Nadeschda, liebe Damen und Herren,

es freut mich sehr, Ihnen heute das Grußwort der Diakonie Deutschland zu überbringen und auch von Frau Loheide und Frau Johanna Thie sehr herzliche Grüße ausrichten zu dürfen!

Als Theologin, die für die Grundsatzarbeit der Diakonie in den beiden Sozialpolitischen Zentren zuständig ist, bin ich darauf gestoßen, dass Nadeschda ein weiblicher russischer Vorname ist, der Hoffnung bedeutet und im Dreiklang der christlichen Werte mit Wera = Glaube und Ljubow = Liebe steht.

Mit „Hoffnung“ haben Sie die Arbeit von Nadeschda überschrieben, die Sie nun schon seit über 20 Jahren engagiert, kompetent und für zahlreiche Frauen segensreich durchführen.

Hoffnung steht nicht für Wunschträume. Wünschen kann man sich viel. Viel Geld. Große Reisen. Schicke Klamotten. Einen attraktiven Traumpartner, der einem das Blaue vom Himmel verspricht.  Wünschen kann man sich viel. Aber sich etwas wünschen ist nicht das Gleiche, wie auf etwas hoffen!

Hoffnung steht nicht für Luftschlösser, die wie schillernde Seifenblasen zerplatzen, wenn sie auf die raue Realität treffen. Wenn man betrogen worden ist. Unter Druck gesetzt worden ist. Seiner Freiheit beraubt worden ist. Verraten und verkauft worden ist. Hoffnung steht nicht für Illusionen, lockende Versprechen, Wirklichkeitsverdrehung oder Wirklichkeits-verkennung.

Wer hofft, stellt sich realistisch den Tatsachen. Wer hofft setzt sich für bessere Verhältnisse ein. Hoffnung  ist der Vorschein des Reiches Gottes. In dem es Gerechtigkeit gibt, Frieden, kein Leid, keine Tränen, kein Lug und kein Betrug mehr gibt. Sondern Aufatmen, Befreiung aus Zwang und Druck. In dem man komplett neu Anfangen kann. Und echte Freundschaften und Beziehungen erlebt, in der man sich ehrlich aufeinander verlassen kann und frau nicht über den Tisch gezogen oder für eigene Zwecke missbraucht wird.

Reich Gottes, das Jesus Christus vor 2000 Jahren proklamiert hat und das die Hoffnungsperspektive in allen christlichen Kirchen ist, ob orthodox, evangelisch, katholisch oder freikirchlich, Reich Gottes steht dafür, dass wir angesehen Leute sind. Es gibt zahlreiche Geschichte in der Bibel, die berichten, dass Jesus Frauen in Mitte holt, die vorher ausgegrenzt worden sind. Die er vor den Männern ringsherum, die sie bedrohten und verachteten, verteidigt und einen sicheren Status gegeben hat.

Reich Gottes steht dafür, dass Gottes Angesicht über uns leuchtet. Keine muss sich  wegducken. Jede Frau kann aufrecht gehen. Sie kann mit Fug und Recht stark sein. Widerstand leisten, wo ihr eingeredet werden soll, sie sei nichts wert oder frau müsse sich Missbrauch oder Gewalt gefallen lassen.

Nadeschda, Hoffnung – ich finde, Sie haben sich einen hervorragenden Namen gegeben, dem Sie seit 20 Jahre alle Ehre machen!

Dass sich die Evangelische Frauenhilfe Westfalen mit dem Thema Menschenhandel befasst, ist nicht selbstverständlich. Zugänge zu Betroffenen Frauen zu finden ist schwierig, vor allem im ländlichen Raum.

Um eine solch hervorragende Arbeit durchzuführen, bedarf zum einen spezifischen Fachwissens und zum anderen einer sehr guten Vernetzung vor Ort, - und auch die Verbindung mit der Bundes- und auf Landesebene. Hier ist die Evangelische Frauenhilfe ein wichtiger Akteur geworden!

Darüber hinaus sind Sie aber auch international vernetzt. Auch hier zeigt Nadeschda großes Engagement, indem sie Fachveranstaltungen mit internationalen Partnern regelmäßig durchgeführt hat und auch hoffentlich auch weiterhin durchführen wird.

Dies geht alles natürlich nicht ohne eine entsprechende Finanzierung, langfristig und damit nachhaltig. Ein wichtiges Ziel ist es verständlicher Weise, bei allen wichtigen Projekten, die angestoßen und durchgeführt worden sind diese in Regelfinanzierungen zu überführen. Nur so kann eine verlässliche Arbeit in dieser hohen Qualität  durchgeführt werden. Wir von der Bundesebene werden uns weiter dafür einsetzen.

Hoffnung ist in der Seele eines Menschen angesiedelt. Hoffnung ist der Anker einer Seele, in der sie sich festmachen kann und tiefen Halt findet.

Ich möchte Ihnen im Namen der Diakonie Deutschland von Herzen danken, dass Sie durch die Arbeit von Nadeschda so vielen Frauen Zukunft und Hoffnung eröffnet haben.

Möge Gott Sie segnen, weiterhin viel Energie und Durchsetzungsvermögen schenken und eine weiterhin große Reichweite in diesem so wichtigen Arbeitsfeld.

Diese wichtige und sicher nicht leichte Arbeit, funktioniert nicht ohne die engagierten Mitarbeiterinnen von Nadeschda. Dafür einen besonderen Dank. Bitte sehen Sie mir es nach, liebe Frau Schnittker und Frau Weigt-Blätgen, wenn ich diesen Lavendel nun Frau Reiche überreiche.

Selbstverständlich ist Sie symbolisch für Sie alle gedacht, die Sie diese Arbeit initiiert, getragen, weiterentwickelt und zukunftsfest gemacht haben.

Aber im Kern geht es um die konkrete Arbeit für die betroffenen Frauen – und hier zählt jedes einzelne Schicksal.

Und daher, liebe Frau Reiche, bekommen Sie diesen lila Lavendel, die für die Farben der Diakonie, vor allem aber für Frauenpower stehen soll.