Der heutige Montag stand ganz im Zeichen des wahrhaftigen Tourismus. Alle fahren zum Yehliu Geopark. Und wir auch. Aber warum eigentlich alle auf einmal? Na egal. Nach anderthalb Stunden Busfahrt mischten wir uns unter die gefühlt zehntausend Touristen, vornehmlich aus dem asiatischen Raum, um die bizarren Kalksandstein-Formationen zu bestaunen. Und merkten sofort: Staunen hat hier völlig andere Ausdrucksformen, als die bei uns üblichen. Ein anständiger Tourist wartet hier geduldig in einer langen Schlange, um mit der Hauptattraktion, dem Queen's Head, für ein Foto zu posieren. Also schauten auch wir uns die steinernen Morcheln, Schildkröten, Drachenköpfe und Feenschuhe an, immer mit dem Filter der Instagrammabilität im Hinterkopf. Oder aber wir genossen es, sowohl die Felsen, wie auch unsere Mitmenschen mit großem Interesse zu betrachten. Außerdem gab es noch einen Hügel mit wunderbarer Vegtation und vielen Schmetterlingen zu entdecken. Und all das ist Gottes wunderbare Schöpfung. Gott hat offensichtlich viel kreativen Humor.
Nächster Punkt des Programms für uns und alle anderen war die alte Goldgräberstadt Jiufen. Nachdem das Edelmetall versiegt war, sattelten die Goldgräber auf den Verkauf von Souvenirs, Kunsthandwerk und Nahrungsmittel um. Wahrscheinlich, weil das lukrativer ist, wenn auch nicht weniger anstrengend als die Arbeit in den Minen. Nachdem alle Trockenfrüchte gekostet waren, die Bubble Teas verschmäht, die Mitbringsel gekauft und viel kleine Tees getrunken, kletterten wir die 248 Stufen wieder hinunter und bestiegen unseren Bus. Denn es gab ja noch eine weitere Attraktion zu absolvieren.
Die Shifen Old Street wartete mit ihren Himmelslaternen auf uns - und den Rest der Foto-Hungrigen Touristen. Wir beschrifteten die großen Himmelslaternen mit unseren sehnlichsten Wünschen und schickten sie gen Himmel. Natürlich war das nicht so einfach, wie es sich hier liest. Das Ritual des Laternen-in-den-Himmel-Entlassens wurde von einem Mitarbeiter des Himmeslaternen-Fachgeschäfts choreographiert und leichzeitg Foto-dokumentiert. Heidi Klum (GNTM) hätte ihre wahre Freude an dem Mann gehabt. Er schaffte es, selbst die zurückhaltenste deutsche Touristin zu erstaunlichen Posen mit Himmelslaterne zu motivieren. Und spaßig war es nebenher auch noch. Und wir waren dabei!
Das Abendessen heute war ein chinesisches Hochzeitsmahl. Brautpaar und Gäste fehlten, aber alle traditiionellen Speisen standen auf dem Tisch. Von Hühnersuppe mit komplettem Tier in der Suppenschüssel, über Schweinshaxe bis zu glückverheißendem Fisch war alles dabei. Beim anschließenden Ausflug auf den Shilin-Nachtmarkt konnten wir dann leider keine der angebotenen Speisen mehr kosten, aber der Eindruck des bunten Treibens in den Gassen reichte vollständig. Morgen werden wir Taipeh dann erst mal verlassen, um die Reise in südicher Richtung fortzusetzen.