Grußwort von Dr. Beate Blatz, Leiterin des Verbandes Evangelische Frauen in Deutschland e.V.

Sehr geehrte Frau Schmidt,
sehr geehrte Frau Reiche,
sehr geehrte Mitarbeiterinnen von Theodora,
liebe Gäste und FreundInnen von Theodora

ich bringe Ihnen herzliche Grüße und gute Wünsche vom Dachverband der Evangelischen Frauen in Deutschland.

Sie haben das Projekt Theodora genannt, nach der Tochter eines Bärenwärters, die Schauspielerin, Prostituierte und später Gattin und Mitregentin des römischen Kaisers Justinian wurde.
Sie wird mal als mutig, intrigenreich und verschlagen beschrieben, mal als schön, klug und anmutig.
In jedem Fall war sie eine Überlebende, die ihre Fähigkeiten zu nutzen wusste.

Die EFiD und ihre Vorgängerinnenverbände haben eine lange, durchaus in der gesellschaftlichen und moralischen Einschätzung variierende Tradition in der Auseinandersetzung mit dem Thema Prostitution. Eine grundsätzliche ethische und theologische Auseinandersetzung steht noch aus und damit an.
Immerhin haben die evangelischen Frauenverbände für die Verbesserung der rechtlichen und sozialen Lage von Prostituierten, die Anerkennung ihrer Arbeit und die Gleichstellung ihrer Arbeit mit anderen Erwerbstätigkeiten ausgesprochen, indem sie das Prostitutionsgesetz unterstützt haben.

Frauensolidarität ist hier vielfältig gefragt: für uns gilt, was eine unserer Kolleginnen in einer unserer Publikationen, der Arbeitshilfe zum Weitergeben, geschrieben hat:

„Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden, brauchen Hilfe, um frei zu werden. Frauen, für die Prostitution eine Notlösung ihrer Probleme ist, brauchen Unterstützung, damit die Ausgangsnot behoben wird. Frauen, die sich aus freien Stücken zur Sexarbeit entscheiden, brauchen Respekt vor ihrer Entscheidung - und solidarischen Protest, wenn ihnen Rechte vorenthalten und sie diskriminiert werden.“

Seit mehreren Jahren organisieren die Evangelischen Frauen das Vernetzungstreffen der ökumenischen Fachberatungsstellen für Opfer von Menschenhandel.
Im Austausch der Fachberatungsstellen während der Vernetzungstreffen wird immer wieder sehr deutlich, wie wichtig die gegenseitige Kenntnis und das Gespräch aller Beteiligten ist, wie wichtig Netzwerke sind; wie wichtig es ist, dass Landes- und Kommunalpolitik, Polizei, Justiz, Medizinerinnen und Sozialarbeiterinnen Hand in Hand arbeiten, damit gelingen kann, was Ihnen auch mit Theodora am Herzen liegt, damit die Frauen ein gesundes, selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben in Sicherheit führen können, ohne finanzielle und emotionale Abhängigkeiten, damit die Forderungen des Prostitutionsgesetzes Anwendung finden, damit ein Ausstieg aus der Prostitution und die Eröffnung anderer Lebensperspektiven möglich sind.
Dazu gehört auch die ausreichende finanzielle Ausstattung von Projekten wie Theodora.

Wir verstehen uns als Teil dieses Netzwerkes und freuen uns, Theodora über die ideelle Verbundenheit hinaus auch mit einer finanziellen Zuwendung unterstützen zu können.
Wir freuen uns sehr, dass Theodora nun offiziell die Türen öffnet und wünschen Ihnen für dieses neue Projekt Gottes Segen und alle Kraft der Erde.