Grußwort von Christel Schmidt, Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.

Liebe Frau Reiche,
liebe Mitarbeiterinnen in der Beratungsstelle Theodora,
liebe Freundinnen und Freunde,
Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter,
Förderinnen und Förderer dieses neuen Beratungsangebots
der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen,
verehrte Gäste!

„Wie heißt noch mal die kleine Schwester von Nadeschda?“ fragte mich eine Teilnehmerin unserer Jahresthematagung, die von der Einrichtung der Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle für Mädchen und junge Frauen erfahren hatte und darum die Kollekte unseres abschließenden Gottesdienstes für eben diese „kleine Schwester“ vorschlug.

Damit bei der Vorstellung des Kollektenzwecks dann der richtige Name genannt und auch noch etwas zu den Zielen und Beratungsangeboten von „Theodora“ gesagt werden konnte, war glücklicherweise schon ein Flyer vorhanden, der in der Rezeption der Tagungsstätte auslag - mit entsprechenden Informationen, die sehr gut als Kollektenhinweise genutzt werden konnten.

Theodora also heißt sie, die neue Beratungsstelle in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, die wir heute mit einem Gottesdienst und diesem anschließenden Empfang eröffnen.

Nach der Planung und der nicht gerade „kurzweiligen“ Projektantragsphase ist die Freude heute groß.
Wir freuen uns, dass es gelungen ist, ohne staatliche Zuschüsse, nur mit Eigenmitteln der Evangelische Frauenhilfe in Westfalen, mit einer anteiligen Projektförderung von „Aktion Mensch“ für die Jahre 2011 bis 2014 und mit finanzieller Unterstützung aus der Heidehofstiftung, der Robering-Stiftung und aus weiteren Spendengeldern die Beratungsstelle Theodora offiziell zu eröffnen.

Im Jahr 2009 hatte der Vorstand der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen einstimmig den Beschluss gefasst, mit der Prostituierten- und Ausstiegsberatung in Herford bzw. für den Raum Ostwestfalen-Lippe zunächst in ganz kleinem Rahmen - mit einer nicht refinanzierten halben Stelle - ab Januar 2010 zu beginnen.
Das Angebot wurde nicht beworben, zudem war es zu Beginn noch namenlos.

Namenlos noch zwar, aber dennoch nicht bedeutungslos.
Schon im ersten Jahr baten fast dreißig Klientinnen um Hilfe, davon mehr als die Hälfte um Beratung in den Ausstieg aus der Prostitution.

Und nun, seit Beginn der anteiligen Projektförderung ab dem 01. März 2011, arbeiten in der Beratungsstelle Theodora drei Mitarbeiterinnen auf zwei Personalstellen, die mehrere Sprachen sprechen und so die Hilfe und Rat suchenden Mädchen und jungen Frauen häufig auch in deren Muttersprache beraten können.

Dass die Mitarbeiterinnen beider Beratungsstellen - Nadeschda als für die Opfer von Menschenhandel zuständige und Theodora mit dem Aufgabenbereich Prostituierten- und Ausstiegsberatung - unter demselben Dach arbeiten, nicht nur unter demselben Dach der Trägerin, sondern tatsächlich auch räumlich an ihren Arbeitsplätzen in nebeneinander liegenden Büros, ist eine gute Lösung mit Vorteilen für die gegenseitige Information wie auch für das Auftreten mit ergänzenden oder gemeinsamen Materialien in der Öffentlichkeitsarbeit.

Und Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig.
Sich mit den Themen Prostitution und Ausstieg aus der Prostitution öffentlich zu positionieren, ist eine Herausforderung.
Sich öffentlich stark zu machen für diese so gern an den zwielichtig-rotlichtigen Rand verbannten Themen, ruft nicht nur positive Reaktionen hervor.

Ich freue mich darum besonders, dass mein Verband, die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen, sich konsequent und vor allem mit allen Stimmen seiner Vorstandsmitglieder für die Aufnahme dieser Arbeit entschieden hat und die westfälische Frauenhilfe so ihren satzungsgemäßen Aufgabenstellung entspricht, Kontakt- und Beratungsstellen zu unterhalten sowie durch politische Stellungnahmen und Förderung von Solidarität durch Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit ihren sozial-diakonischen Auftrag als parteiliches Handeln mit und für Frauen zu erfüllen.

Mit herzlichen Grüßen und guten Wünschen für eine gelingende Arbeit und für eine gute Akzeptanz dieser unerlässlichen Arbeit danke ich darum im Namen des Vorstands der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen allen, die dazu beigetragen haben, die Beratungsstelle Theodora einzurichten.
Dass Ihre wichtige Arbeit nicht nur in Ostwestfalen von Interesse und Bedeutung sein möge, sondern darüber hinaus in ganz Westfalen, wünsche ich Ihnen und mir sehr, und ich hoffe, Sie werden das in den vor ihnen liegenden Jahren Ihrer Arbeit bei Theodora auch tatsächlich wertschätzend zu spüren bekommen.

„Wir sind dankbar für jede Hilfe, die es uns materiell und ideell erleichtert, unsere Arbeit kontinuierlich, flexibel, kreativ und motiviert fortzuführen“, so steht es in dem eingangs schon erwähnten Flyer, (den ich sehr zur Nutzung als Kollektenhinweis empfehlen kann).

Was über die finanzielle bzw. materielle hinaus die ideelle Hilfe betrifft, so bin ich frohen Mutes, dass Theodora, die ja in West-Westfalen bis vor kurzem noch nur „die kleine Schwester“ hieß, nun aber doch unter ihrem Namen Theodora benannt und bekannt und vor allem mit Wertschätzung bedacht werden wird.

Und so wird, da bin ich gewiss, die Arbeit in der Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle für Mädchen und junge Frauen Theodora auch von unseren Mitgliedern im gesamten Landesverband Anerkennung und Unterstützung finden.
Gott segne alle, die hier arbeiten,
und alle, die sich den Aufgaben von Theodora verbunden fühlen,
und leite und begleite uns in unserem Denken, Planen und Tun.