Dokumentation

5 Jahre TAMAR Südwestfalen | 13.12.2019

Frauenhilfe berät und begleitet durch TAMAR Mädchen und Frauen in Südwestfalen, die in Clubs, Bars, Appartements, Wohnungen, Wohnwagen und Kneipen sexuelle Dienstleistungen anbieten.

Susanne Kahl-Passoth

Grußwort
Susanne Kahl-Passoth

Vorsitzende Evangelische Frauen in Deutschland und
Stellvertretende Vorsitzende Deutscher Frauenrat

Sehr geehrte Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle TAMAR,
vor wenigen Tagen haben wir hier in Berlin eine Pressekonferenz im Bündnis gegen Sexkaufverbot abgehalten. Dieses Bündnis, zu dem die Aidshilfe, der Deutsche Frauenrat, der Juristinnenbund, die Diakonie Deutschland, die Dortmunder Mitternachtsmission und contra Kiel, eine Fachstelle gegen Frauenhandel in Schleswig Holstein im Frauenwerk der Nordkirche gehören, hat sich vor einigen Jahren im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um das Prostituiertenschutzgesetz zusammengefunden.

Anlass dafür war, dass es nun auch bei einigen Frauen in der SPD Bestrebungen gibt, sich für das schwedische Modell, Verbot der Prostitution, Bestrafung der Freier, einzusetzen. Auf dem SPD-Parteitag soll ein entsprechender Antrag vorliegen. Sie wollen damit nach eigener Aussage Sexarbeiter_innen vor Gewalt und Ausbeutung schützen und Menschenhandel verhindern.

Es gibt inzwischen mehrere internationale wissenschaftliche Studien, die belegen, dass Verbote Prostitution nicht verhindern – ganz im Gegenteil: die Situation der Sexarbeiter_innen verschlechtert sich. Sexarbeit findet weiterhin statt aber vermehrt im Verborgenen, so dass es schwer wird, für Beratungsstellen und Gesundheitsämter in Kontakt mit Sexarbeiter_innen zu kommen, um sie über ihre Rechte, Gesundheitsangebote und Ausstiegsmöglichkeiten zu informieren.

Betroffene von Menschenhandel, Zwang, Ausbeutung, Gewalt und Zuhälterei haben bei einem Verbot so gut wie keine Möglichkeit, aus ihrer Situation befreit zu werden.

Deutschland wird wegen seiner Weigerung, das schwedische Modell einzuführen in der Europäischen Union immer wieder angegriffen. Das scheint für einige Mitglieder der Parteien schwer auszuhalten sein, so dass es immer wieder Initiativen gibt, Prostitution zu verbieten. Für sie spielen vor allem moralische und scheinbar emanzipatorische Argumente eine Rolle und sie wollen nicht sehen, was damit sowohl den Menschen, die in diesem Bereich freiwillig arbeiten, als auch Opfern von Menschenhandel angetan wird.

Sie als Mitarbeiterinnen von TAMAR haben nun fünf Jahre Sexarbeiterinnen in Südwestfalen und Hamm beraten und begleitet. Die Bilanz Ihrer Arbeit kann sich sehen lassen. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich zu Ihrem Jubiläum. Ich bin beeindruckt von Ihrem Engagement und danke Ihnen dafür.
Wir haben in Deutschland immer noch zu wenige Beratungsstellen für Sexarbeiter_innen. Um dieser Menschen und ihrer Würde willen darf keine geschlossen werden.