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Grußwort von Regina Pramann, Gleichstellungsstelle des Kreises Lippe

Liebe Frau Weigt-Blätgen, liebe Frau Reiche, liebe Frau Dammeyer, liebe Frau von Mach, liebe Frau Hontscha-Stavruopoulos, liebe Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle Nadeschda, sehr geehrte Damen und Herren,

bei der Vorbereitung meines Grußwortes bin ich davon ausgegangen, dass zum Zeitpunkt des Vortrages bereits von vielen kompetenten Personen genügend wichtige Daten und Fakten genannt worden sind. Ich möchte mich deshalb entsprechend kurz fassen.

Im Urlaub habe ich das neueste Buch von Alice Schwarzer gelesen: "Die Antwort", Pflichtlektüre für eine Gleichstellungsbeauftragte! Ich teile nicht alle Ansichten von Alice Schwarzer, finde aber, dass sie vieles furchtlos auf den Punkt bringt und das ist ihr hoch anzurechnen. So auch in Kapitel 9 mit dem provokativ missverständlichen Titel "Prostitution wird es immer geben". Provokativ missverständlich deswegen, weil die Autorin sich eben nicht für eine Tolerierung, sondern für die Ächtung der Prostitution generell ausspricht.

Sie beklagt die Liberalisierung und Verharmlosung der Prostitution und des Handels mit der Ware Frau durch das Prostitutionsgesetz aus dem Jahre 2002. Als positives Beispiel nennt Schwarzer Schweden, wo es mit Hilfe des Gesetzes Kvinnofrid (Frauenfrieden) möglich ist, den Kauf von sexuellen Dienstleistungen generell mit bis zu 6 Monaten Gefängnis zu bestrafen. Ich möchte hinzufügen, dass der hohe Frauenanteil in den Parlamenten zur Selbstverständlichkeit eines solchen Gesetzes sicherlich beigetragen hat. Denn es ist ja konsequent, nicht die Prostituierten, sondern die Freier zu bestrafen.

Ich befürchte, dass es bis zu einem vergleichbaren Gesetz, ähnlich wie im Vorfeld der Gesetzgebung gegen Vergewaltigung in der Ehe und des Gewaltschutzgesetzes sicherlich zu unzähligen schwierigen Debatten kommen wird. Auch in einer demokratischen und weitestgehend christlich geprägten Gesellschaft wie der deutschen wird eben noch um die Verfügungsgewalt des Mannes über die Frau gestritten.

An Prostitution und Frauenhandel verdient vor allem die Sexindustrie geschätzte 15 Milliarden Euro, so Alice Schwarzer. Sie bezeichnet Deutschland als europäische Drehscheibe für den Menschenhandel und findet, dass mit dem veränderten politischen Blick auf die Prostitution seit 2007 nur erste Schritte getan sind. Ein geplantes Gesetz soll den vorsätzlichen und fahrlässigen Kauf von Frauen bestrafen.

Wir können darüber streiten, ob Prostitution ein normaler Beruf ist. Die Grenze zwischen Freiwilligkeit und Ausbeutung wird jedenfalls immer fließend sein. Diese Frage stellt sich für die Mädchen und Frauen, die in Ihre Beratung kommen nicht. Ihnen wurde die Entscheidungsgrundlage genommen. Eine Voraussetzung für politisches Handeln haben wir in der Konvention zur Verfolgung von Menschenhandel und Ausbeutung der Prostitution anderer: "Prostitution und ihre Begleiterscheinungen wie Menschenhandel sind mit der Würde und dem Wert des Menschen unvereinbar."
Auch Deutschland hat diese Erklärung bereits 1949 unterzeichnet.

Ich danke den aktiven Frauen der Beratungsstelle Nadeschda für ihren Einsatz für die von Menschenhandel betroffenen Mädchen und Frauen. Ich würde mich bei aller Würdigung ihrer Tätigkeit darüber freuen, wenn Ihnen eines Tages die Arbeitsgrundlage abhanden käme. Das wäre dann der Fall, wenn es qua Gesetz und gesellschaftlicher Ächtung keinen Menschenhandel und keine Zwangsprostitution mehr geben würde. Ich wünsche mir, dass diese Hoffnung an einem nicht zu weit entfernten Zeithorizont weiter blüht.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
 

Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. Feldmühlenweg 19 59494 Soest
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